5 Länder, deren Rapszene du nicht auf dem Schirm hast
Collage aus Diamond Platnumz, Buruklyn Boyz & VannDa

Wer diesen Artikel liest, dürfte im deutschen Rap bestens bewandert sein und auch die US-Szene haben wahrscheinlich die allermeisten auf dem Schirm. Für UK-Rap und französischen Hiphop stehen die Chancen ebenfalls gut. Sogar einige spanische oder italienische Rapper werden viele schon mal gehört haben. Immerhin ist es durch das Internet immer leichter geworden, die Szenen anderer Länder kennenzulernen. Lange vorbei sind die Zeiten, wo man auf das angewiesen war, was im Plattenladen oder in Elektronikmärkte in den Regalen stand.

Und trotzdem: So wirklich oft blickt man trotz der schier unendlichen Möglichkeiten nicht über den europäischen Tellerrand. Das ist eigentlich mehr als schade, schließlich dürfte (gewagte These) jedes Land dieser Welt eine Rapszene haben. Und sei sie noch so klein. Darum wollen wir heute mal jeweils einen Artist aus fünf Länder beleuchten, deren Output ihr wahrscheinlich nicht auf dem Radar habt.

1. ACID aus Myanmar

Der eine oder andere dürfte den Namen Phyo Zeya Thaw in diesem Jahr schon einmal gehört haben. Der 41-Jährige wurde im Juli von dem Militärregime des Landes hingerichtet, nachdem ihm politisch-motivierte Angriffe gegen die Regierung vorgeworfen wurden.

Phyo Zeya Thaw war ein ehemaliges Parlamentsmitglied in Myanmar und in jungen Jahren Teil der Rapgruppe ACID. Die brachten in ihrem Gründungsjahr 2000 das Album "Beginning" raus, was als die erste Hiphop-LP aus Myanmar gilt. Thematisch waren die Songs schon damals politisch motiviert und sorgten mit expliziter Systemkritik für Aufsehen. Das Album konnte sich trotz des prognostizierten Misserfolgs für mehr als zwei Monate an der Spitze der Charts des Landes halten.

Bereits die ersten Sekunden des Albums machen klar, welche Richtung das Ganze einschlägt. Auf dem Beat zu DMX' "Ruff Ryders' Anthem" geht es gut nach vorne und selbst wenn man nichts versteht, versteht man es eben doch irgendwie:

2. VannDa aus Kambodscha

Kambodscha hatte lange Jahre überhaupt keine eigene Musik-Szene. Die Popmusik war bis Anfang der 2000er-Jahre, und zum Teil auch darüber hinaus, geprägt von Cover-Versionen erfolgreicher westlicher Songs. Unter dem kommunistischen Diktator Pol Pot und dessen Roten Khmer gab es einen regelrechten Kreuzzug gegen Kunst und Kultur. Erst lange Jahre nach der Entmachtung des Regimes 1979 erholte sich das Land davon.

Heutzutage sieht das anders aus. Mittlerweile kommen einige der spannendsten Rap-Stars des asiatischen Raums aus Kambodscha. Allen voran: VannDa. Der 25-Jährige ist zurzeit DER Star in Kambodscha und seine Popularität geht längst über die Landesgrenzen hinaus. Sein erfolgreichster Track "Time To Rise" hat in nicht einmal zwei Jahren die Hundert-Millionen-Views-Marke auf YouTube knacken können. Für den Song hat er sich mit dem 78-jährigen Kong Nay zusammengetan. Einer der wenigen Musiker, die Pol Pots Terrorherrschaft überlebten und noch das kambodschanische Traditionsinstrument Chapei dang veng spielen, laut Vice:

Das Ganze wird noch beeindruckender dadurch, dass VannDa nicht auf Englisch, sondern auf der Amtssprache Kambodschas Khmer rappt.

Wer einen tieferen Einblick in die kambodschanische Rapszene bekommen will, findet bei den amerikanischen Kollegen von HipHopDX eine Liste der zehn Artists aus Kambodscha, die man abchecken sollte.

3. Diamond Platnumz aus Tansania

Hiphop aus Tansania heißt Bongo Flava. Bongo ist dabei zum einen das Swahili-Wort für Gehirn oder Verstand, zum anderen ist es der "Spitzname" der Landeshauptstadt Dar es Salaam. Bongo Flava ist unter Jugendlichen des ostafrikanischen Landes mit die beliebteste Musikrichtung. Deutsche Welle bezeichnete das Genre bereits 2005 als zweite Amtssprache.

Mit zu den erfolgreichsten Vertretern des Bongo Flavas gehört Diamond Platnumz. Der 33-Jährige ist der erste Artist aus Afrika, der insgesamt mehr als eine Milliarde Views auf YouTube sammeln konnte. Von einem Geheimtipp kann hier als wirklich nicht die Rede sein. Auf Instagram folgen dem CEO des WCB Wasafi-Labels mehr als 15 Millionen Menschen.

2015 gewann er den MTV European Music Award als "Best Worldwide Act".

Bei den diesjährigen EMAs ist übrigens mit Zuchu eine Künstlerin aus Tansania als einziger Artist aus Ostafrika nominiert. Die Awardshow findet dieses Jahr in Düsseldorf statt. Gut möglich also, dass man sie dort auch antreffen kann.

4. Suboi aus Vietnam

Suboi ist die Vorzeige-Rapperin aus Vietnam. Obwohl sie gerade einmal 32-Jahre alt ist, gilt sie als Pionierin des Genres und erste weibliche Rapperin des Landes. Angefangen im Alter von 17 Jahren sprengte sie Grenzen in einem Land, in dem es für Frauen zuvor alles andere als normal war, zu rappen. In ihren Texten geht es häufig um soziale Missstände und Ungerechtigkeit. 2016 konnte sie den damaligen US-Präsidenten Barack Obama von sich überzeugen, als sie bei seinem Vietnam-Besuch spontan für ihn rappte:

Zu ihren Einflüssen zählt Suboi neben Klassikern wie Eminem (über dessen Songs sie in jungen Jahren die englische Sprache lernte) und Snoop Dogg übrigens niemand Geringeres als den deutschen King of Rap Kool Savas.

Mittlerweile sitzt Suboi in der Jury der erfolgreichen Show "Viet Rap" und wurde als erste vietnamesische Künstlerin auf dem Cover der japanischen Vouge gefeatured.

5. Buruklyn Boyz aus Kenia

Wem das alles bis hier hin zu soft war, der sollte seinen Blick nach Kenia wenden. Dort ist die Drill-Szene des Landes derzeit auf dem Vormarsch und erfreut sich größter Beliebtheit. Zu den Pionieren des Subgenres gehören in Kenia die Buruklyn Boyz. Das sind in erster Linie die beiden Rapper Ajay und Mr. Right. Insgesamt verstehen sich die Boyz allerdings eher als Kollektiv.

Der Name der Gruppe ist übrigens eine Anlehnung an die Buruburu-Wohnsiedlung im Herzen Nairobis, der kenianischen Hauptstadt.

Es lohnt sich definitiv immer, den eigenen musikalischen Horizont zu erweitern. Wer die Rapszenen dieser Länder live und hautnah erleben will, der braucht für die Einreise ein Visum. Über unseren Partner für diesen Artikel Visumantrag.de – könnt ihr Visa für alle oben aufgeführten Länder und noch viele mehr, wie zum Beispiel den USA, Kanada oder die Türkei beantragen.

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