Der selbsternannte "Anzeigenhauptmeister" Niclas Matthei bewegt zurzeit gefühlt ganz Deutschland. Der 18-Jährige erlangte dank einer "Spiegel TV"-Reportage landesweite Berühmtheit, da er in seiner Freizeit Parksünder beim Ordnungsamt anzeigt. Jetzt wurde bei der Stadt Gräfenhainichen mal nachgefragt, wie viel Geld bei diesen Anzeigen denn wirklich herumkommt. Die Antwort: erstaunlich wenig.
"Anzeigenhauptmeister": Private Anzeigen haben letztes Jahr 357 Euro für Gräfenhainichen eingebracht
Über das Portal "FragDenStaat" können Bürger bestimmte Dokumente von Behörden direkt anfragen. Und dank des Informationszugangsgesetzes Sachsen-Anhalt fällt darunter in diesem Fall auch, wie viele Anzeigen von Ordnungswidrigkeiten im ruhenden Verkehr durch Privatpersonen in Gräfenhainichen eingegangen sind und wie hoch die daraus resultierenden Buß- und Verwarngelder sind.
In der Antwort der Stadt ist zu lesen, dass man sich bereits denken könne, warum diese Anfrage gestellt wird. Dementsprechend weise man darauf hin, dass es sich bei der Summe um die Gesamtheit der eingegangenen Anzeigen handelt und diese nicht zwangsläufig nur von einer Person kommen.
In seiner "Jahresstatistik 2023" hatte Niclas Matthei bei Facebook angegeben, nach dem Bußgeldkatalog für "905 Anzeigen / 32.875€ / 127 Punkte" in Gräfenhainichen verantwortlich zu sein.
Aber wie viele Anzeigen sind es denn nun wirklich? Insgesamt sind in der Stadt im letzten Jahr 889 Anzeigen durch private Personen eingegangen. Also 16 weniger, als der "Anzeigenhauptmeister" sich selbst auf die Fahne schreibt. Infolge dieser 889 Anzeigen wurden allerdings lediglich 22 Verfahren eingeleitet. Sieben davon wurden eingestellt, fünf resultierten in einer mündlichen Verwarnung. So bleiben zehn Verfahren, die jeweils ein Verwarngeld zur Folge hatten. Macht unterm Strich: 357 Euro und keine Punkte.
"Insgesamt wurden im Jahr 2023 aufgrund der eingegangenen Anzeigen in den vorgenannten zehn Fällen Verwarngelder in Gesamthöhe von 357,00 Euro erhoben. Etwaige, daraus resultierende Eintragungen im Fahreignungsregister hat es keine gegeben."
Die gesamte Antwort der Stadt Gräfenhainichen findet ihr hier.
Dazu sei gesagt: Niclas Matthei hebt, während er vom "Spiegel TV"-Team begleitet wird, immer wieder hervor, dass letztendlich das Ordnungsamt entscheiden müsse, was es aus den Anzeigen macht. Das liegt daran, dass in Deutschland bei Verfahren nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten, den sogenannten Bußgeldverfahren, das Opportunitätsprinzip herrscht. Ob eine Behörde eingreift, liegt demnach in ihrem eigenen Ermessen und richtet sich nach der Verhältnismäßigkeit.
Der Bürgermeister der Stadt Gräfenhainichen verurteilte die Tätigkeit von Niclas Matthei gegenüber dem MDR. Er sei der Meinung, der 18-Jährige würde die Arbeit des Ordnungsamts behindern und seine Mitmenschen "schikanieren".
FiNCH & Der Anzeigenhauptmeister
Mindestens einen Fan hat der "Anzeigenhauptmeister" allerdings gewonnen. So will FiNCH dem jungen Mann aus Sachsen-Anhalt sogar einen ganzen Song widmen. Und das, obwohl Niclas Matthei auch ihn angezeigt haben soll.
Alles dazu findet ihr hier:
