Gozpel: Über Rap am Mittwoch raus in die Welt! (Interview)
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Bereits letztes Jahr im November bekamen seine Battles bei Rap am Mittwoch so viel Aufmerksamkeit, dass Fans Best-Of-Videos von ihm zusammenstellten. Gozpel ist mittlerweile zwar noch nicht sehr lange dabei, aber schon ein gefeierter und beliebter MC beim Berliner Format. Sogar RAF Camora, Joshi Mizu und Chakuza voteten als Jury einstimmig für den in Berlin aufgewachsenen Gozpel bei einem seiner Battles.

Nun veröffentlicht er am 7. November ein Album namens Sympathoz. Dies nahmen wir zum Anlass, dem Rapper einmal ein paar Fragen zu stellen.

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Woher kommt dein Name? Wie bist du gerade auf Gozpel gekommen?

Gozpel: Also ich würde mir dazu eigentlich gerne eine coole Geschichte ausdenken, aber mir fällt leider gar keine ein. Die tatsächlich wahre Geschichte ist, dass ich den Song von Elton John und Tupac gehört habe und die Hook, beziehungsweise den Track, allgemein so hart gefeiert habe. Das war einfach der Hammer. Ich hatte mich vorher noch anders genannt, bevor der Song rauskam. Da hieß ich King ALK, das war auch geil. So meinen Lifestyle unglaublich repräsentiert. (lacht) Ja, und dann hab' ich mich Gozpel genannt, nach Ghetto Gospel. Dann dachte ich aber, mit "s" ist blöd, auch wenn man danach sucht. 

Es gibt bisher noch relativ wenige Informationen über dich im Netz. Daher die Frage: Wie bist du eigentlich zum Rap gekommen?

Gozpel: Ich hab' eigentlich Rapmusik gehört, als ich so zwölf, dreizehn Jahre alt war. Da habe ich die ersten Sachen gehört. Ich fand es immer schon unglaublich krass, dass 50 Cent und die ganzen Amis komisch aussahen teilweise, aber in ihren Videos immer mit Bräuten rumgehangen haben und Autos hatten. Da dachte ich mir: "Die können eigentlich in Anführungszeichen nur rappen und kommen aber an alles ran, was man so will als Jugendlicher." (lacht) Dann dachte ich, ich bin ja auch nicht unbedingt auf den Mund gefallen, kann auch nicht singen, bin kein krasser Sportler und kein Model. Und dachte dann: "Gut, fange ich mal an zu rappen, um mein Lebensziel von Reichtum und Frauen zu erreichen." Joa, aus diesen unglaublich hohen Beweggründen ist das dann tatsächlich entstanden. Hat sich dann vom Inhalt her glücklicherweise auch weiterentwickelt. (lacht)

Wie lange ist das jetzt her?

Gozpel: Zehn Jahre ist das nun her. Ja, da war ich 14. Da ging es richtig los. Noch mit Magix Music Maker und Stabmikrofon wurde richtig gerockt damals. (lacht) So hat, glaube ich, jeder irgendwie angefangen. 

Und wie bist du dann ausgerechnet zum Battle-Rap gekommen, beziehungsweise zu Rap am Mittwoch?

Gozpel: Ich hab halt für mich immer so weiter gerappt, aber das nicht so verfolgt, sage ich mal. Es gab mit 16, 17 so eine Phase, da hab' ich mal ein bisschen mehr gemacht, aber dann, während des Abis, nicht mehr so viel. Dann hat eine Freundin von meiner Schwester erzählt, dass bei Rap am Mittwoch auch Savas und Marteria manchmal vorbeikommen und wenn du wack bist, wirst du von der Bühne gefegt. Daraufhin hab' ich mir das im Netz mal angeguckt und gedacht: "Also, raptechnisch würde ich mir das zutrauen." Aber battlen auf keinen Fall. Vor den Battles hatte ich echt Respekt. Dann bin ich irgendwie drei Jahre später zu Rap am Mittwoch gegangen, hab' da gerappt in der Cypher, hatte so eine gute Resonanz und das hat so Spaß gemacht, dass ich mir gedacht habe: "Gut, dann kannst du mal versuchen, zu battlen. Wenn sie dich dann f*cken, ist auch nicht so wild." Ich bin eigentlich gar kein Battle MC. Ich hab' früher mal ein Freestyle Battle gehabt, glaube ich. Aber sonst nie krass etwas gemacht. Joa, und dann bin ich dahin gegangen, das hat alles ganz gut funktioniert und jetzt bin ich hier sozusagen. (lacht)

Und bringst ein Album raus, das Sympathoz heißt.

Gozpel: Ja, genau.

Der Titel ist ja eine Mischung aus den Worten Sympathie und Pathos. Warum? Wie kamst du darauf und was bedeutet dir der Titel?

Gozpel: Naja, das ist auch durch meine Battle-Geschichte bei Rap am Mittwoch entstanden. Auch, wenn ich Leute derbe beleidigt habe, war ich denen oder die mir meistens sympathisch. Ich hab' auch immer probiert, das auf eine sympathische Art zu machen, weil ich auch nicht so der Groll-Mensch bin. Ich bin da relativ harmoniesüchtig. Ich kläre auch Sachen immer direkt, weil ich es hasse, wenn irgendwas im Raum steht. Ich hab' dann aber auch immer sehr übertrieben und ein krasses Bild von mir gezeichnet, wie es im Rap häufiger mal vorkommt. Da ich gleichzeitig auf dem Album auch ein paar nachdenklichere Titel habe, die jetzt nicht krass pathetisch sind, aber die ich schon sozusagen etwas mit Pathos geschwängert habe, (lacht) und da ich auch ein Freund von Wortkreationen bin, beschreibt Sympathoz das Album eigentlich in einem Wort. Also, ich wollte jetzt nicht von mir selbst sagen: "Ich bin der sympathische Typ mit dem krassesten Pathos." (lacht) Aber ich glaube, das wird einem beim Hören des Albums auch klar.

Du hast ja angefangen mit Rap am Mittwoch. Nun hast du bereits zwei Tracks aus deinem Album releast und bringst auch bald das komplette Werk raus. Hast du damit dann mit RAM erstmal abgeschlossen?

Gozpel: Also, kreativ gesehen bin ich schon sehr in den Prozess involviert, das Album zu machen. Dann hatte ich währenddessen noch ein Battle auf dem Splash! von Don't Let The Label Label You. Das hat mich aber auch dann Zeit gekostet bei den Tracks. Wenn ich also etwas für ein Battle vorbereite, schreibe ich nebenbei nicht unbedingt noch Tracks. Dann war's für mich erstmal so, dass ich gesagt habe: "Ich bin erstmal raus, weil Battles auch eine psychologische Belastung sind." Das ist eben wie ein Wettkampf. Entweder du wirst gef*ckt oder du kannst f*cken, oder beide machen sich kaputt. Aber darauf, dass ich nicht gut vorbereitet bin und auf der Bühne zerfleischt werde, darauf hab' ich halt keinen Bock. Und deswegen beschäftigt mich das dann 24/7. Da war dann jetzt erstmal RAM und DLTLLY so 'n bisschen raus, weil ich keine Zeit und keine Ruhe gefunden habe dafür. Mittlerweile habe ich ja auch in der Battleszene einen kleinen Namen und da wird natürlich auch was erwartet. Dadurch, dass ich bisher immer ganz gut weg gekommen bin bei meinen Battles, kann ich mir jetzt kein schludriges 08/15-Battle leisten, wo ich dann richtig zerfleischt werde und es dann heißt: "Was ist denn mit dem Wacko passiert?" (lacht) Man sollte mich aber battletechnisch nicht abschreiben. Es ist für nächstes Jahr was geplant, aber dazu kann ich noch nichts Konkretes sagen.

Du hast ein paar Features auf dem Album. Crackaveli, Serk, Tighty und Cence. Wie kam das zustande? Waren das deine Wunschfeatures?

Gozpel: Das ist ganz unterschiedlich entstanden. Tighty hat mich bei Rap am Mittwoch gesehen und mir dann gesagt, er würde gerne was mit mir machen, weil er feiert, was ich mache. Cence gehört ja dazu, die Highlife Gang. Mit dem hab' ich dann, bevor ich überhaupt bei meinem Label war, die ersten Sachen gemacht. Den Track Neonfarbene Schatten auf dem Dieser Morten-Beat. Das hat einfach gepasst. Zwar nicht unbedingt dieselbe Musik, aber wir haben dieselbe Auffassung von guter Musik. Obwohl er auch teilweise Sachen feiert, die ich nicht so feiere, aber prinzipiell ist das, was wir von Rap denken und halten eigentlich relativ deckungsgleich. Den haben halt auch die Hijackers vorgeschlagen. Wir wollten auf dem Album nicht zu viele Features machen, weil es ein Debütalbum ist und da hat keiner was davon, wenn der Künstler sich nur mit Features umgibt. Dann hast du bei 20 Tracks einen halben Part geschrieben und man denkt sich so: "Na toll." Deswegen wollten wir das halt richtig gut auswählen. Die Features sind sowieso mit die geilsten Tracks geworden. Ohne, dass ich mich da jetzt frage, warum. (lacht) Crackaveli kannte ich vorher ja gar nicht. Also vom Namen schon, aber eben nicht persönlich. Dann haben wir uns getroffen und uns auch gedacht: "Hey, warum machen wir nicht was zusammen, weil das auch keiner erwarten würde." Dann haben wir einen Beat gepickt, Crack hat seinen Part geschrieben und ich meinen. Und dann ist es ein echt geiler Track geworden, obwohl wir so unterschiedlich sind. Bei Serk war das so, dass mir der Beat vorgespielt wurde und ich dachte, wir brauchen jemanden, der die Hook singt. Was sowas angeht, bin ich immer sehr empfindlich, weil es manchmal so schmalzig rüberkommt. Aber Serk ist ja eine bekannte Größe und ich hab' das auch vom Bass-Sultan-Hengzt-Album mitbekommen, dass er es einfach drauf hat. 

Also ist bei dir zuerst der Beat da und dann kommt der Text?

Gozpel: Es kommt drauf an. Also, manchmal fallen mir halt so Thematiken ein. Zum Beispiel gibt's in Zehlendorf eine Schule, die heißt John-F.-Kennedy-Schule. Und ich bin immer mit der S-Bahn zur Uni gefahren und dann steigen da halt irgendwann die Schüler ein. Das ist so 'ne bilinguale Schule, die reden halt alle Englisch. Und dann stehen diese Kinder immer an der Bahn und reden so halb deutsch mit amerikanischem Akzent. Dann aber noch so übertrieben laut, damit es auch bloß jeder mitbekommt. Das regt mich immer so auf. Da hab' ich dann vor zwei, drei Jahren in meinem Kleiderschrank einen Track aufgenommen, auf dem ich aus der Perspektive eines JFKlers dann rappe. "Hey, ich bin so fresh und Diplomatenkind", so 'n bisschen verarschend. Da war die Idee vor dem Beat, weil ich einfach ein Thema hatte, dass mich irgendwie angefressen hat. (lacht) Aber ganz häufig, gerade wenn's um ein Album geht, werden erstmal Beats angehört. Also, ich höre den Beat, dann freestyle ich drauf, dann kommt ja schon immer eine ungefähre Emotion durch oder man entwickelt so den Flow. Zum Beispiel war's bei dem Track mit Crackaveli so, dass er die Hook hatte und ich dann meinen Part darauf aufgebaut habe. Aber meine hauptsächliche Inspirationsquelle ist der Beat, ja – wobei dir Punchlines immer mal wieder einfallen.

Also ist es teilweise auch so eminemmäßig, dass dir Texte in der Bahn und auf dem Weg zur Uni einfallen?

Gozpel: Ja, voll. Ich bin eh total wie Eminem auch von meinem Skill und so. (lacht) Nee, aber so zu Hause beim Zähneputzen fallen mir häufig Sachen ein, oder, wenn ich frühstücke.

Deswegen auch der Kaffee-Track?

Gozpel: Ja, da fallen mir dann auf einmal Sachen ein, wo ich denke: "What the f*ck, wo kommen die her?" Ich setze mich auch nicht an einen Tisch und schreibe, sondern vieles entsteht auch in der Uni in der Vorlesung oder auf dem Weg dahin. Eigentlich, umso mehr ich auf Achse bin, umso mehr fällt mir auch ein. Den Feinschliff und die Endabrundung mache ich dann wirklich zu Hause mit richtig überlegen. Dann steht aber meistens das Gerüst schon. Ich kann auch nicht im Studio schreiben. Bei dem Track mit Crackaveli war's so, dass ich ins Studio kommen sollte, um den fertig zu machen. Dann saß ich aber halt da, musste den Part schreiben und das war dann wirklich so der erste 16er, den ich an einem Tag mit Hook fertig gemacht habe. Es war cool, aber auch irgendwie nicht so meine gewohnte Art, wie ich Texte angehe. 

Du machst ja nun zum ersten Mal eine Album-Promo. Hast du dich schon an den ganzen Trubel gewöhnt? Ständig Pressetermine zu haben etc.?

Gozpel: Achso, ja. Naja, so viel musste ich ja noch nicht machen. Ich renne zwar manchmal von einem Interview zum anderen, aber das wird für mich auch immer extra so getaktet, dass es nicht zu krass wird. Und ich muss für mich sagen, dass ich das sehr gerne mache, darüber zu reden, was ich mache und welche Musik ich mache. Ich freu' mich auch immer, wenn mir Leute bei Facebook schreiben. Dann probiere ich immer so gut es geht zu antworten, weil ich natürlich auch immer alles klarstellen möchte. Und auch will, dass alles richtig verstanden wird und die Leute wissen, wie ich zu was komme und warum ich was mache. Von daher sind diese Interview-Sachen zur Zeit für mich voll spannend. Ich sehe das jetzt nicht als Arbeit eigentlich. Wenn das jetzt größer wird und man jeden Tag von Ort zu Ort rennen muss, dann wird es sicher auch anstrengend. Aber es steht ja immer im Sinne der Musik, beziehungsweise des Albums, und deshalb sehe ich das immer eher als Chance, mich wieder zeigen zu können.

Geht es dir dabei eigentlich auf den Nerv, dass du öfter mit Karate Andi verglichen wirst?

Gozpel: Naja, also Karate Andi ist ja praktisch der erste Rap-am-Mittwoch-MC aus der neueren Generation, jetzt abgesehen von Liquit Walker, der einfach mal ein Album gemacht hat, beziehungsweise ein erfolgreiches, und dann einen Deal bei Selfmade bekommen hat und grundsätzlich positive Resonanzen bekommt. Ich kenne ihn persönlich nicht. Ich hab' noch nie mit ihm gesprochen. Vom Prinzip her ist der Vergleich für mich aber nichts Negatives. Musikalisch sind wir aber komplett unterschiedlich. Wir sind halt beide nur so die weißen, blonden Jungen mit Snapback halb schief auf dem Kopf, die auf einmal anfangen, Leute zu beleidigen. Meine Freunde verarschen mich auch oft damit. Die kommen dann immer an und sagen: "Hey, bist du nicht dieser Karate Andi?" Wo ich mir dann immer so denke: "Mann, den Witz hab' ich jetzt schon tausendmal gehört." Eigentlich ist der Vergleich aber wirklich nichts Negatives. Mir ist nur wichtig, dass die Leute halt merken, dass ich auch für was eigenes stehe und nicht immer nur der, der gerne so wäre wie Karate Andi. Ich will ihm halt auch überhaupt nicht nacheifern. Ich mache ja auch andere Musik. Ich höre den Vergleich, aber weiß dann auch meistens direkt, dass er von einer Person kommt, die sich nicht wirklich musikalisch damit beschäftigt hat.

Wie geht's nun nach dem Album weiter? Wird darauf ein weiteres Album folgen und siehst du deine Zukunft allgemein im Rap?

Gozpel: Ich bin halt topmotiviert. Bisher ist eigentlich alles ganz gut gelaufen. Ich merke aber auch, es gibt oft künstlerische Probleme, man hinterfragt sich oft. Mit solchen Emotionen muss man umgehen können, weil man ist oft euphorisch und kommt dann aber auch mal ins Straucheln. Aber eigentlich hat mir das alles sehr großen Spaß gemacht und ich merke, dass das, was mir gefällt, anscheinend auch anderen gefällt. Sonst würde das Album nicht so anlaufen, wie es gerade anläuft oder so präsent sein. Das freut mich. Dass du etwas schaffst und die Leute das wertschätzen. Das macht einen stolz. Deswegen, wenn ich das als lukrativen Beruf machen könnte, wäre das super. Ich bin aber auch ein vernünftig denkender Mensch. Ich hab' nun fünf Jahre studiert und mache gerade meinen Master, der nächstes Frühjahr fertig ist. Ich bin niemand, der sagt: "Okay, ich mache jetzt ein Album und egal, wie es ankommt, ich bleibe nur noch Rapper." Ich werd' alles daran setzen, ein zweites Album zu machen. Es würde mich generell sehr freuen, wenn ich es mir erlauben könnte, nur noch Rapmusik zu machen. Mein absolutes Traumziel wäre eigentlich eine Tour. Dieses Gefühl, einfach durch Deutschland zu fahren und da sind Leute, die deine Mucke hören wollen. Bis jetzt ist noch nichts Genaues geplant. Ich lass' es jetzt erstmal anlaufen. Ich werd' mich jetzt ein bisschen festsetzen, ob ihr wollt oder nicht. Auch, wenn ihr das natürlich in der Hand habt, aber ich bin hartnäckig! (lacht)