4.9.0 - In Den Strassen Von 4.9.0

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Pressetext / Beschreibung

Kommen wir zur eigenwilligsten Veröffentlichung dieser neuen "Reihe" in unserem Magazin: "4.9.0 - In den Strassen von 4.9.0". Düstere Beats, kompromisslose, eigene Raps und ehrliche Texte treffen auf ein immenses Maß an Authentizität. Das Crew-Album der Zehnmannarmee - welches übrigens fast ausschliesslich von Jayo (der gleichermaßen der Mastermind hinter "Distributionz" ist) produziert wurde - bewegt sich nicht zwischen Licht und Schatten, nein, man verweilt im Dunkel. Das stellt keinerlei qualitative Aussage dar, sondern gibt lediglich Auskunft über den Vibe der CD, welcher wirklich beeindruckend ist. Schon im dritten Track ("Kalt") geht es wegweisend zu: "Diese Strassen sind kalt, kalt. Drogen, Gewalt-walt regieren die Stadt-Stadt, die meisten sind schach matt...". Dieses Album ist kein Gangsterrap-Album - es ist ein Strassenrapalbum. Es geht hier vor allem um Zusammenhang, um Loyalität und Ehre. Es dreht sich um das Leben, um Ziele und Misserfolge. Alles immer geprägt von der melancholischen und düsteren Atmosphäre Jayos Beats, welche der CD ihren Stempel aufdrücken. Natürlich sind bei zehn Rappern nicht nur Super-MCs am Mikrofon zu finden - so dürften vor allem Jaysons Brüll-Raps für die meisten Hörer ein schwerer Brocken sein, doch genau diese Vielzahl an Stilen macht dieses Album so interessant. Von Double Time-Eskapaden über Sing Sag-Raps und psychopathische Massenmörder-Flows, bis hin zu Half Time-Slow Jams welche die Welt an zu halten drohen, ist auf "In den Strassen von 4.9.0" alles zu finden. Auch wenn wohl nur die wenigstens Zugang zu diese Vielfalt finden werden, da der Rest sich nicht eingehend genug damit beschäftigen wird. Dieses Album hat nichts mit "Easy Listening" zu tun - hier geht's hart zu. "Es ist Suizid" oder Schlafwandlers Solotrack "Sex, Drogen, Gewalt" sind Paradebeispiele für die psychotische Atmosphäre der CD.

In eine ganz andere Richtung gehen dann jedoch Tracks wie "Der Weg den wir gehen" von O.G.P, welches mit melodischen Raps und ruhigem aber drückendem Beat direkt in's Ohr geht und zu einem wahren Ohrwurm wird (gleiches gilt übrigens auch für die Hook von "Wir rollen"). Eigentlich ist es fast unmöglich eine solche CD in Worten zu kommentieren, da man diese CD gehört haben muss um zu verstehen was man hier in achtundsiebzig Minuten geboten bekommt. Die einen werden es als zerrissenes Release ohne Zusammenhang abtun, die anderen werden es als stimmiges Album mit vielen Facetten feiern - an dieser Musik scheiden sich die Geister. Eines kann man jedoch sagen: mit 4.9.0 und Tombstone Productions - um nur die zwei "berühmtesten" Parteien zu erwähnen - erhebt Osnabrück wirklich Anspruch auf einen festen Platz in der nationalen Raplandschaft.

Bewertung:
3,5 von 6

Fazit:
An diese Musik muss man ohne Vorurteile herangehen, da man sie sonst aus Prinzip hassen wird. Es ist eine Spielart, wie sie in Deutschland noch immer ausschliesslich im Untergrund - dort jedoch immer grössere - Beachtung findet. Am 25.11. kommt der Nachfolger "Die frühen Jahre" in die Läden - Fans dürfen gespannt sein, Kritiker sollten Angst haben.