Wieso Fettes Brot ihren Hit "Nordisch By Nature" zeitweise vom Markt nahmen

Letztes Jahr im September gaben Fettes Brot ihre Auflösung bekannt. Kommenden April geht das Trio auf Abschiedstour. Anlässlich dessen haben sich Doktor Renz, König Boris und Björn Beton in ein Interview mit dem Spiegel gesetzt und einen Rückblick auf ihre Karriere gegeben sowie über den Status von Deutschrap gesprochen. Im Zuge des Gesprächs verlieren die drei auch einige Worte zum Thema Realness und sprechen über ihre Maßnahmen gegen das "Sell-Out"-Sein.

Fettes Brot über Realness: "Unsere Kultur darf nicht zerfleddern"

In dem Interview erklären Fettes Brot, dass sie im Zuge ihres Durchbruchs mit "Nordisch by Nature" geplant hatten, die "ganze Szene" mitzunehmen. "Alles wächst, vom Booker bis zum Management", das war der Plan. Aber so richtig ging das nicht auf. Wie Doktor Renz erklärt, schien die Szene den Aufstieg "scheiße" zu finden. Insbesondere die, die sie geplant hatten, mitzunehmen.

Auch sie selbst hatten irgendwann den Eindruck, sie würden zum Sell-Out werden. Deshalb hörten sie auf, "Nordisch by Nature" zu verkaufen. Die Single kam im Sommer 1995 raus und entpuppte sich als Hit. Der Song erreichte Platz 17 in den deutschen Charts und war damit die erste Chartplatzierung von Fettes Brot. Zum Ende des gleichen Jahres nahm die Band den Song zeitweise vom Markt – obwohl es bis dato ihr erfolgreichster Track war. Für das Trio ein richtiger Schritt. Sie wollten nicht, dass sie Hiphop-Kultur "zerfleddert":

"Aber für uns war es so richtig: Das ist unsere Kultur, das darf nicht zerfleddern. Wir sind das Sprachrohr einer Szene."

Auch hätten sie Jahr für Jahr "einen Riesenkoffer Geld stehen lassen", weil sie für sich selbst entschieden hatten, dass sie bestimmte Dinge nicht machen wollten. Wobei Doktor Renz das inzwischen etwas anders zu sehen scheint und heute bereit wäre, den Geldkoffer zu nehmen. "Nordisch by Nature" ist mittlerweile übrigens überall verfügbar.

Generell war Realness für Fettes Brot immer ein präsentes Thema. Sie verstanden Hiphop als Aufruf zur Kreativität. Dass ihre Lebensrealitäten sich sehr von denen der US-Künstler unterschieden, war auch ihnen bewusst. Deshalb definierten sie Realness für sich selbst noch mal neu: 

"Da konnten wir natürlich nicht von unserer krassen Hood erzählen, wenn wir neben der Baumschule aufgewachsen sind."

Fettes Brot über den aktuellen Status von Deutschrap

Das Trio wird vom Spiegel auch auf den aktuellen Status von Deutschrap angesprochen. Konkret werden sie gefragt, ob sie eine Verbindung zu jemandem wie Capital Bra spüren würden. So richtig beantworten sie die Frage nicht, allerdings erklärt Doktor Renz, dass diverserer Hiphop schon immer ihr Wunsch war. Es würde sie also begeistern, wenn Leute etwas ganz anderes in Hiphop entdecken als sie.

Mehr zur Trennung von Fettes Brot erfahrt ihr hier: 

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