Shirin David: Was Deutschrap für Feminismus tun kann
Shirin David in einer roten Jacke

Das angekündigte erste Interview mit einem Rap-Magazin von Shirin David ist draußen. Über zwei Stunden lang unterhält sich die Rapperin mit Niko von Backspin unter anderem über ihre Rolle im Rap-Game und Feminismus.

Shirin David: "Für mich ist Rap, dass ich alles sagen kann, was ich will"

Auf die Frage, was Rap für sie bedeutet, antwortet Shirin, dass Rap für heißt, alles sagen zu können, was sie denkt und fühlt. Shirin benutze Rap als Sprachrohr für ihre Gedanken und Gefühle, die sie im "echten Leben" nicht so ausdrücken kann. Dennoch habe sie genau wie jeder andere Mensch und Fan eine individuelle Vorstellung davon, was Rap sei. Insofern sei Rap ähnlich wie eine Religion, so Shirin David.

Ihr ersten musikalischen Inspirationen aus der Rap-Welt waren unter anderem Nicki Minaj und Kitty Kat. Über Nicki Minaj kommerzielle Erfolge habe Shirin sich damals in Rap und vor allem den Look der Musikvideos verliebt. Über Kitty Kat sagt Shirin, dass sie mit 14 Jahren zum ersten Mal den Song "Strip für mich" in der Schule auf einem Walkman gehört hat. Der Moment habe sie für immer verändert. Selbst heute wisse sie noch ganz genau, wie sie sich damals beim erstmaligen Hören des Songs gefühlt habe. Deswegen liebe Shirin Rap so sehr, denn keine andere Musikrichtung habe ihr jemals so ein Gefühl gegeben, wie es beispielsweise der Song von Kitty Kat tat:

"Du weißt gar nicht, was das mit mir gemacht hat. Ich werd' das nie vergessen, weil ich dachte 'Okay, wer ist das? Warum rappt sie so dreckig? Was ist das für ein Beat?' Ich krieg' jetzt noch so Chills, wenn ich daran zurückdenke."

Trotzdem entgegnet sie, dass es damals zu wenige weibliche Vorbilder in der Rap-Szene gegeben hat.

"Lächel Doch Mal": Shirin David über ihr Verständnis von Feminismus

Auf Nikos Frage, ob man ihre Karriere als klassischen Fall von "Female Empowerment" einordnen könne, antwortet Shirin, dass sie noch vor dem Release ihres ersten Rap-Songs "Gib ihm" im Jahr 2019 "keine Ahnung von Feminismus" gehabt habe. Erst als wegen des Songs eine Debatte entstanden und dieser von manchen als "feministisch" eingeordnet wurde, habe sie sich näher mit dem Thema beschäftigt.

So sagte sie 2021 im Interview mit dem Spiegel zum Beispiel, dass für sie persönlich "ultrafeminer Feminismus" sehr wichtig sei. Der klassische, altmodische Feminismus hätte in den früheren Jahren Frauen wie Shirin, die nach außen hin dem Klischee einer Frau entsprechen, ausgeschlossen. Sie stehe selbst aber für einen "inklusiven Feminismus" ein, in welchem alle Frauen auf der Welt miteinbezogen werden. Ein Jahr zuvor sagte sie in einem anderen Interview dazu: "Jede Frau darf machen, was sie möchte, ohne verurteilt zu werden […] Und ich selbst liebe nun mal ein bestimmtes Frausein."

Für Shirin David sei es vollkommen selbstverständlich, "so zu sein, wie ich bin". Deswegen sei sie damals schockiert gewesen, als im Zuge von "Gib ihm" eine Debatte über ihr Aussehen und ihre Outfits entstanden ist. Shirin sei gefrustet von der Ungerechtigkeit des Sexismus. Sie nennt dafür das Beispiel, als Frau anders behandelt zu werden, als ihre männlichen Kollegen. Deswegen sei es heutzutage wichtig für sie, dabei zu helfen, ein sicheres Umfeld für Frauen zu schaffen.

Als Beispiel dafür kommen Niko und Shirin auf ihre neuste Single "Lächel Doch Mal" zu sprechen. Sie habe das Thema gewählt, weil sie selber im letzten Jahr Opfer von sexueller Belästigung wurde. Es sei nicht normal, dass sich Frauen und Mädchen nie sicher vor Anmerkungen und Übergriffen durch Männer fühlen können, selbst in familiären Umfeldern. Deswegen wolle sie mit Songs wie "Lächel Doch Mal" dabei helfen, sexuell übergriffiges Verhalten zu entnormalisieren, sowohl in den Köpfen von Männern, als auch von anderen Frauen.

Auf die Frage, was sich in der Hinsicht allgemein in der Rap-Szene verändern müsse, antwortet Shirin David, dass es mehr Frauen in den Teams von Hiphop-Medien und Strukturen geben müsse, vor allem in Führungspositionen geben. Die wichtigen Entscheidungsträger in der Musikszene seien in der Erfahrung von Shirin nach in den meisten Fällen immer noch Männer. Damit sich was daran ändern könne, sei es wichtig, weiterhin darauf aufmerksam zu machen, damit es irgendwann eine gleiche Beteiligung von Männern und Frauen in der Szene geben kann.

Das ganze Interview könnt ihr euch hier ansehen:

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