Polizei Hamburg macht "Gangsta-Rap" für Silvester-Krawalle verantwortlich

Die Frage, ob und wie Rap Gewalt anzettelt oder verursacht, wurde im Laufe der letzten 30 Jahre oft gestellt und ausführlich diskutiert. Im Zuge der Debatte um die Ausschreitungen an Silvester, bei denen es vor allem in Hamburg und Berlin zu Angriffen auf Polizeibeamte und Rettungskräfte kam, ist die Polizei auf der Suche nach Schuldigen. Die Gewerkschaft der Polizei Hamburg meint dabei zu wissen, woran es gelegen hat: "Gangsta-Rap".

Polizei Hamburg: "Gangsta-Rap" ist für Krawalle mitverantwortlich

Mit einem an verschiedene Medienhäuser geschickten Dokument möchte die Gewerkschaft der Polizei Hamburg (GdP) eine "ehrliche Debatte" rund um die Geschehnisse der Silvester-Nacht führen. Grundsätzlich seien die Ausschreitungen auf wachsenden Hass gegen die Polizei und Menschen in Uniform zurückzuführen, schreibt die GdP. Dafür wiederum gebe es vier Gründe: Einer davon ist "Gangsta-Rap". Rapper, die in ihren Texten Gewalt gegen die Polizei als "heldenhaft" darstellen, seien mitverantwortlich für die Gewalt am Silvesterabend 2022. 

Ein weiterer Punkt der GdP sei die immer wieder aufkommende Kritik an der Polizei durch "bestimmte politische Kreise und Politiker". Vor allem Rassismus-Vorwürfe gegen die Polizei würden dazu führen, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund die Polizei als Feindbild sehen. Außerdem würden kriminelle Clans durch das Leben in ihrer eigenen Parallelgesellschaft als "falsche Vorbilder" agieren. Sie würden laut der Polizei den Eindruck erwecken, dass man "nur mit Straftaten schnell zu Ansehen und Reichtum gelangen könne".

Wie viel steckt hinter den Behauptungen? 

In welchem empirischen Zusammenhang "Gangsta-Rap" und wachsende Gewalt gegen die Polizei stehen, scheint in dem Papier nicht erklärt zu werden. Keins der berichtenden Nachrichtenhäuser spricht von Belegen für die von der Polizei Hamburg im Dokument gestellten Behauptungen. 

Mit ihrem Vier-Punkte-Papier schafft die Polizei Hamburg ein Bild von vor allem Menschen mit Migrationshintergrund, die Hass und Gewalt gegen die Polizei schüren und primär für die Ausschreitungen verantwortlich sind. Wie nun aber bekannt wurde, sind bei den Berliner Silvester-Krawallen von 38 Festgenommenen zwei Drittel deutsche Staatsbürger. Zuvor sprach die Polizei Berlin noch von 145 Festgenommenen Personen mit 18 verschiedenen Nationalitäten. Darunter fielen aber alle Delikte in der Silvesternacht, nicht nur Angriffe auf Polizist*innen.

Auch Polizeigewalt in Deutschland bleibt oft ohne Konsequenzen. Laut einer Studie der Universität Bochum kommen von den jährlich rund 12.000 Vorfällen gerade mal ein Fünftel zur Anzeige. Die zur Anzeige kommenden Fälle bleiben oft ohne KonsequenzenAuch Rassismus ist in den Reihen der Polizei keine Seltenheit. Alleine bei der Berliner Polizei gab es im vergangenen Jahr 101 Untersuchungen zu problematischen und rassistischen Äußerungen.

Das die Polizei Hamburg ein Problem mit Rappern hat, ist nichts Neues. Schon 2019 forderten sie Strafen für Rap-Texte:

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