Megaloh erklärt, wieso Deutscher Rap für ihn kein Hiphop ist

Megaloh gewährt bei "Germania" tiefe Einblicke in seine Biografie. Er spricht über seine Eltern, wie es für ihn war, in Moabit aufzuwachsen und darüber, wieso Deutscher Rap für ihn kein Hiphop ist. In der neuesten Ausgabe der Videoreihe kommen auch die restlichen BSMG-Mitglieder, Amewu und Samy Deluxe zu Wort und es geht unter anderem um Rassismus, den Umgang damit beziehungsweise Reaktionen darauf und vieles mehr.

Deutscher Rap ist kein Hiphop, sagt Megaloh bei Germania

Das neue "Germania"-Video startet direkt mit einer bitteren Erkenntnis: Megaloh definiert den Begriff Heimat für sich so, dass Heimat ist, wo er sich zuhause fühlt, da, wo sein Herz ist. Ein Ort, an dem er all seine Masken fallen lassen, sich sicher und zugehörig fühlen kann – was auf Deutschland alles nicht zutreffe.

Megaloh berichtet anschließend davon, dass Rassismus sein Leben schon massiv beeinflusst hat, bevor er selbst überhaupt auf der Welt war. Seine Eltern haben sich dafür entschieden, nicht in den USA wohnen zu wollen, weil der strukturelle Rassismus dort noch schlimmer als anderswo war. Da war Deutschland sozusagen das kleinere Übel.

Das Thema hat Megaloh unweigerlich weiter beschäftigt und betroffen, ob er wollte oder nicht. Eine besonders unschöne Begegnung damit aus seiner Jugend erzählt der Rapper ebenfalls und es ist ihm anzumerken, wie unangenehm das gewesen sein muss. Berlin Moabit und die Zeit auf dem Gymnaisum haben ihm dann aber auch viele positive Erlebnisse beschert.

Mit Samy Deluxe, BSMG & mehr: Besonders positiv fallen auch die Schilderungen von Musa oder Samy Deluxe auf, wenn sie davon erzählen, wann wie und wo sie Megaloh kennengelernt haben. Der berichtet von seiner ersten Berührung mit Hiphop, seinem ersten Rap-Album (Snoop Dogg!) und spricht ausführlich darüber, wie er selbst zum Hiphop- und Rapfan geworden ist. Die Gespräche drehen sich auch um die Black Lives Matter-Bewegung beziehungsweise die Reaktionen darauf.

Deutscher Rap kein Hiphop? Einigermaßen kontrovers mag für viele auf den ersten Blick die Aussage klingen, dass deutscher Rap kein Hiphop sein soll. Megaloh sagt wortwörtlich:

"Aus meiner Sicht ist deutscher Rap kein Hiphop. Punkt. Mic-Drop, fertig."

Selbstverständlich erklärt Megaloh aber auch noch ausführlicher, wie genau er das meint. Ihm geht es dabei vor allem um kulturelle Aneignung und die Entstehung der Hiphop-Kultur. Ohne die strukturellen Ungerechtigkeiten und den Rassismus gegenüber Schwarzen Menschen in den USA wäre Hiphop nie entstanden. Megaloh erklärt weiter: Aus der Sklaverei entstand irgendwann der US-amerikanische Gefängnis-Komplex und es wurden neue Wege gefunden, Schwarze Menschen auszubeuten und zu erniedrigen.

"Und das alles rauszunehmen, dass Hiphop damit zu tun hat, mit dieser ganzen Unterdrückung, dieser jahrelangen, strukturellen Unterdrückung, institutioneller Unterdrückung, schlimmster Folter, allem – und jetzt kommen hier die Menschen, die nie, nie irgendwas damit zu tun hatten, sich nie damit auseinandergesetzt haben, nehmen das einfach und denken, sie sind 2Pac."

"Das ist kein Hiphop, sorry, das ist einfach nur kulturelle Aneignung."

"Man kann diese Geschichten nicht vergleichen. Es ist eine andere Geschichte von Ausgrenzung, eine andere Geschichte von Diskriminierung, eine andere Geschichte von Rassismus, die auf jeden Fall ihre Berechtigung in der Musik hat. Aber auf jeden Fall – finde ich – nicht dazu berechtigt, einfach eins-zu-eins eine kulturelle Aneignung zu machen."

Hier könnt ihr euch das ausführliche, extrem sehenswerte Video in voller Länge anschauen:

Hier findet ihr das aktuelle Video von Megaloh:

Megaloh - 21 [Video]

Megaloh meldet sich mit "21" aus einem düsteren Endzeitszenario. Für allzu dunkle Gedanken lässt der Track jedoch keinen Raum. Die Nummer, bei der Megaloh neben Ghanaian Stallion als Co-Producer am Werk war, geht straight nach vorne. Der Moabiter Rap leitet sein 2021 mit einem ziemlich kompromisslosen Banger ein.

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