"Ich war ein A*schloch": Kool Savas äußert sich zu Sexismus-Vorwürfen
Kool Savas

In einem neuen Interview mit dem Spiegel will sich Kool Savas den Sexismus-Vorwürfen gegen seine Person stellen. Nach Angaben des Spiegels hätten sich Frauen darüber beschwert, dass Deutschlands selbsternannter "King of Rap" vor einigen Jahren weibliche Fans zu Sexobjekten degradiert habe. Jetzt will der Rapper sich für sein sexistisches Verhalten und den moralisch verwerflichen Umgang mit Groupies öffentlich entschuldigen.

Kool Savas will sich "gerademachen"

Nach Angaben des Spiegels hätten sich mehrere Frauen bei Savas' Label beschwert. Einige dieser Frauen sollen dazu bereit gewesen sein, dem Magazin anonym von ihren Erfahrungen mit Kool Savas zu berichten. Wichtig zu betonen ist dabei, dass ihm sexistisches Verhalten vorgeworfen wird – von körperlichen Übergriffen ist aber nicht die Rede.

Die Frauen erzählen von sexistischen und degradierenden Kommentaren seitens des Rappers: Kool Savas habe ihnen Schönheits-Operationen wie Brustvergrößerungen nahe gelegt oder ihnen zum Abnehmen geraten. Auch weibliche Personen in seinem Arbeitsumfeld seien von Savas auf ihr Äußeres reduziert worden.

Savas nutzt das Interview mit dem Spiegel-Magazin, um sich auf einer öffentlichen Bühne für sein Verhalten in der Vergangenheit "geradezumachen". Dass er sich über Jahre hinweg schlecht gegenüber Frauen verhalten habe, sei KKS schon länger bewusst gewesen. Ein Schlüsselereignis für diese Erkenntnis sei auch die Instagram-Nachricht eines ehemaligen Fans von Kool Savas gewesen. Die Frau soll in der Vergangenheit ein Konzert des Rappers besucht und ihn im Anschluss dort angesprochen haben. Sie und eine Freundin hätten Savas gefragt, ob sie nach dem Auftritt "mitkommen können". Kool Savas soll daraufhin entgegnet haben:

"Deine Freundin ja. Aber du nicht, du bist zu hässlich."

In ihrer Nachricht an Kool Savas soll die Frau geschildert haben, dass sie dieser Vorfall "bestimmt zehn oder fünfzehn Jahre begleitet" und ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigt habe. Für derartige Aussagen seinerseits schämt sich Savas. Auch das Vatersein habe ihn zum Reflektieren angeregt: 

"Ich habe angefangen über Männlichkeit nachzudenken, darüber, wie ich Frauen behandelt habe. Und da muss ich zu dem Ergebnis kommen: Ich habe Fehler gemacht und ich habe mich absolut unkorrekt verhalten. Ich war ein Arschloch." 

Wie Kool Savas erzählt, hat er erst jetzt verstanden, welche Konsequenzen sein Verhalten und seine Kommentare nach sich gezogen haben. Und das, nur um "anzugeben" und "ein bisschen vor [seinen] Kumpels zu flexen". Hinter diesem Verhalten steckt dem Rapper nach aber auch Unsicherheit – und Dummheit. Sollten sich weitere Frauen bei ihm melden, die Kool Savas mit seinen Äußerungen verletzt habe, will er sich bei jeder Einzelnen dafür entschuldigen. 

"Unmoralischer, abgefuckter Rausch": Kool Savas kritisiert Sex mit Groupies

Im weiteren Verlauf des Interviews kommt Savas auch auf Sex mit Fans zu sprechen. Zudem erzählt Kool Savas, dass er damals "keinen Rapper oder Künstler, der keinen Sex mit seinen Fans hatte" kannte. Einvernehmlicher Sex mit Groupies und sexistische Äußerungen seien Kool Savas damals "normal" erschienen. Mit wie vielen Groupies Savas geschlafen hat, wisse er nicht mehr. Für den Rapper seien Fans, die intim mit ihm wurden, zu "so etwas wie eine[r] gesichtslose[n], namenlose[n] Masse" verschmolzen. Dabei ging es KKS auch darum, sein Ego zu pushen. Kool Savas erzählt, dass im Rampenlicht zu stehen maßgeblich zu diesem Verhalten beigetragen habe:  

"Das ist irgendwann wie ein ausschweifender, unmoralischer, abgefuckter Rausch. Du stehst auf der Bühne und denkst: Die sind alle wegen mir da, die wollen alle dich. Das macht etwas mit dir."

Aber Kool Savas spricht im Spiegel-Interview nicht nur über sein eigenes Fehlverhalten, sondern auch im Allgemeinen über Machtmissbrauch und Sexismus in der Deutschrap-Szene. Ein Problem sei laut Savas auch die fehlende Kritik an seinem Verhalten gewesen: 

"Wenn halt alle um dich herum dieselbe Mentalität haben, denkst du eben irgendwann, das, was du tust, ist normal."

Den Sex mit Groupies vergleicht der Rapper mit Drogenkonsum. Savas glaubt, dass es keinen Unterschied macht, "ob du dir 20 Nasen ziehst, oder mit 20 Groupies Sex hast" – es mache nicht langfristig glücklich. Heute empfindet er jeglichen einvernehmlichen Geschlechtsverkehr mit Fans als fahrlässig und moralisch verwerflich:  

"Ich habe viel zu spät verstanden, dass man nicht mit Groupies schlafen darf und finde es heute fahrlässig, überhaupt mit seinen Fans intim zu werden."

Grund hierfür ist vor allen Dingen das bestehende Machtgefälle:

"Am Ende ist es eine Illusion, zu sagen, dass Sex zwischen einem Star und einem Groupie gleichberechtigt sein kann. Denn der eine steht auf der Bühne, der andere himmelt dich an."

Auch heute gebe es diesen Machtmissbrauch in der Musikbranche  – unabhängig vom Genre und auch über die Musikindustrie hinaus:

"Wir müssen uns nichts vormachen: Wo es Macht gibt, wird diese auch missbraucht."

Warum das Thema Sexismus im Rap uns alle angeht, erfahrt ihr hier:

Kategorie

Groove Attack by Hiphop.de