Fler: Warum es sich nicht lohnt, ein neues Album zu droppen

Deutschraps Livestream-King Fler hat sich im Gespräch mit einem Zuschauer über die heutige Musikindustrie ausgelassen. Er macht sehr deutlich, dass er nur wenig für Streaming-Plattformen wie Spotify übrig hat und schlussfolgert, dass sich ein neues Album für ihn rein finanziell gerade wenig lohnt.

Fler sieht Spotify sehr kritisch

Zusammen mit seinem Zuschauer, der laut eigener Aussage seit 2015 jeden Release Friday mitnimmt, erstellt Flizzy in dem Livestream einen kleinen Zeitstrahl der letzten sieben Jahre im Deutschrap. Dieser mündet darin, dass die Szene in den letzten ein bis zwei Jahren "richtig identitätslos" geworden sei und jede Woche "pure Langeweile" herrsche. So zumindest die Wahrnehmung des Zuschauers.

Als Erklärung hierfür trifft Fler ein hartes Urteil:

"Ich glaube auch, die Industrie hat sich mit Spotify so'n bisschen selbst ins Genick gef*ckt."

Die Leute würden mit Musik einfach kein Geld mehr machen, findet er. Lobend erwähnt er an dieser Stelle Samra, der "eiskalt" an seinem Berlin-Sound festhängen würde. Zwar sei er als Artist damit nicht unbedingt der attraktivste, das Streaming-Game würde er dennoch extrem gut beherrschen. Bei seiner qualitativ hochwertigen Single- und Musikvideo-Frequenz fühlt sich Fler sogar an Kool Savas' "John Bello"-Zeit erinnert: "Ohne Ende Content, aber ohne Ende Quali".

Musik lohnt sich finanziell nicht, findet Fler

Auf so ein hohes Pensum wie Samra habe Fler schlichtweg keine Lust. De facto stehe sogar ein komplettes Album von Maskulin-Signing Rosa in der Pipeline – und trotzdem müssten sie "ganz stark überlegen", wie sie das rausbringen. Mit dem gleichen Problem sieht sich Fler auch bei seinem eigenen Album konfrontiert. Das habe er zwar etwa zu 60% fertig, dennoch fragt er sich, ob er die Musik überhaupt releasen soll. 

"Warum denn? Wer gibt mir genug Geld dafür? Oder wer kann das wertschätzen?"

Ein Künstler wie er sei es gewohnt, gute 400.000 bis 500.000 Euro Vorschuss für ein Album zu bekommen. Jetzt sieht das aber wohl anders aus – und 200.000 Euro Vorschuss würden ihm nicht mehr reichen. Schließlich gebe es genug andere Sachen, mit denen er derzeit mehr Geld machen würde. Musikmarketing-Moves à la Klicks kaufen oder TikTok-Sounds seien außerdem nicht nach seinem Geschmack.

Nach einem ganz offiziellen "F*ck Spotify" kommen die beiden abschließend auf Rapper wie Sido oder Luciano (der, wie Fler im Anschluss verrät, neben Pajel und Samra zu seinen Top 3 Rappern der New Wave zählt) zu sprechen. Solche "Ausnahmekünstler", die mit ihrer Musik Unsummen an Geld erwirtschaften, würde es immer geben. Nichtsdestotrotz legt Fler nahe, dass die komplette Musikindustrie umdenken muss. Vor allem die Leute, die sich hier den großen Reichtum erhoffen.

"Leute, die denken, man könne mit Musik gerade Geld verdienen, sollen sich keine Illusionen machen."

Hier kannst du dir den vollständigen Livestream-Ausschnitt anschauen:

Tatsächlich führen Sido und Luciano die Liste der meistgestreamten Rapper in Deutschland an. Neben ihnen gibt es aber eine ganze Menge weiterer Artists, die mit ihrer Musik allein ein lukratives Geschäft führen.

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