Elvir blickt auf Zeit mit Favorite zurück

Der Verlust der Eltern, das Aufwachsen in Kinderheimen – Favorite hat bekanntlich sehr früh in seinem Leben überaus schmerzhafte Erfahrungen machen müssen. Ein Zuhause bot ihm Rap und damit auch Selfmade Records. Der heutige Division-Boss und Selfmade-Mitbegründer Elvir Omerbegovic blickt im Interview mit Aria Nejati auf seine Zeit mit Fav – und enthüllt unter anderem, dass es haufenweise unveröffentlichte Musik des Essener Rappers geben soll.

Elvir hat noch "superviel Material" von Favorite

Einer der herausragenden Künstler der Selfmade-Ära ist ohne Frage Favorite gewesen. Die künstlerischen Voraussetzungen für eine große Karriere hatte auch Elvir schnell erkannt. Sein damaliges Signing bezeichnet er als "hochtalentiert". Aus der gemeinsamen Zeit gebe es außerdem noch diverse unveröffentlichte Aufnahmen.

"Du hast auch Fälle wie Favorite, der hochtalentiert war - wirklich hochtalentiert - er konnte krass singen. Ich hab' superviel Material, was nie gehört wurde."

Was Elvir in seiner eigenen Anfangszeit bei Selfmade nicht vollends überblickt hat, war die seelische Verfassung seines Schützlings. Laut dem heutigen Division-Chef hätte kein Geld der Welt dabei geholfen, Favorite vor kommenden Fehlern zu bewahren. Die emotionalen Wunden aus der Kindheit seien schlichtweg zu groß gewesen.

"Aber der hat einfach so 'ne schwere Kindheit. Ich glaube, dem hättest du Geld ohne Ende geben können. Das hätte mit diesen Wunden nichts zu tun gehabt. Die sind auf jeden Fall nicht geheilt. Das konnte ich damals gar nicht einschätzen."

Wohl auch durch seinen Drogenkonsum hat sich Favorite in eine beispiellose Abwärtsspirale manövriert. Diese mündete schließlich in der Ankündigung seines Karriereendes im Jahr 2020.

Elvir zeigt Favorite die Grenzen auf

Favorite war sich schon in seiner Hochphase für keine übertriebene Aussage zu schade. Der Essener sei "superkrass in seiner Kunstfigur" gewesen, aber ebenso "komplett selbstironisch", erinnert sich Elvir. In Favs Musik wurde mit Grenzen experimentiert und nicht selten wurden diese überschritten. So hat Favorite bereits zu Selfmade-Zeiten diverse Male das N-Wort gerappt. Hier sei für Elvir ein Lernprozess angestoßen worden: "Irgendwann hab ich ihm auch gesagt: 'Viele Leute fühlen sich davon angegriffen. [...] Das respektieren wir.' Zu Recht ja auch. Das war auch ein Learning."

Selfmade sei nie daran interessiert gewesen, "maximal Leute zu verletzen". Auf späteren Releases habe Elvir seinen Artists manchmal den Riegel vorgeschoben und einige Aussagen nicht mehr zugelassen. Das sei allerdings rückblickend auf 18 Jahre Labelarbeit "nicht oft" der Fall gewesen. Doch ab und zu hieß es bei Elvir: "Das veröffentliche ich nicht. Das wird auf Selfmade Records nicht erscheinen."

Das Verhältnis von Elvir und Favorite ist auch immer wieder in die Tracks von Fav eingeflossen. Ein scherzhafter Diss befindet sich beispielsweise auf dem Album "Christoph Alex" (2011). Auf "Obama" heißt es in Bezug auf den Chef:

"Mich täuschen, das war mal, du bist nicht mein Freund
Du bist ein Heuchler mit Karma, Deutschraps Obama"

Kollegah hat den Glauben an Fav bis heute nicht aufgegeben. In einer seiner letzten Singles sprach er seinem ehemaligen Weggefährten Mut zu.

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