Silla im Interview: RAF Camora, Farid Bang, MoTrip, Instinkte, Alkoholsucht & neues Album

Acht Jahre ist es her, dass Silla mit "Silla Instinkt" zum ersten Mal mit einem Album den Sprung in die Charts schaffte. Sein bis dato letzter Einstieg gelang dem "Blockchef" mit gleichnamiger LP 2017. In den vergangenen beiden Jahren sah der musikalische Output von Matthias Schulze recht überschaubar aus. Wenngleich er mit der Single "Keine Tränen" bei YouTube und auf Spotify hohe Abrufzahlen generieren konnte. Klar, dass der Song auf Sillas neuer Platte vertreten ist. Auch wenn er musikalisch nicht ganz ins restliche Soundbild passen will. Denn mit "Silla Instinkt 2" kehrt der Südberliner wieder zurück zu seinen Wurzeln und bringt Rap von der Straße für die Straße.

Dass sich Silla in den letzten Jahren weiterentwickelt hat, wird im Interview mit ihm deutlich. Während wir in einem Südberliner Restaurant sitzen, spricht er offen und reflektiert über seine Alkoholsucht, Freundschaften im Rap-Business und Instagram-Likes. Doch zunächst arbeiten wir die letzten beiden Jahre auf – musikalisch und privat.

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Seit deinem letzten Album „Blockchef“ ist einiges bei dir passiert. Du warst vor allem in den Schlagzeilen wegen der Trennung von deiner Ex-Frau. Kannst du einen Einblick geben, wie sich die privaten Probleme auf dein Business ausgewirkt haben?

Ich war zur damaligen Zeit einer der Top 5 meistgehassten Rapper. Sowohl aufgrund der Darstellung unseres Lebens in der Öffentlichkeit als Paar als auch den Vorwürfen, die nach der Trennung im Raum standen. Im Nachhinein war dieses-sich-zur-Schau-stellen natürlich schon übertrieben, aber ich habe mein Leben damals so zelebriert und wollte das dann eben auch nach außen zeigen. Gerade zu dieser "Mr. & Mrs. Silla"-Zeit war es sehr extrem. Ich dachte, ich bin im Leben angekommen. Ich habe mich zu Anfang mit meiner Ex-Frau richtig wohlgefühlt. Erst als wir das Ganze so öffentlich ausgelebt haben, habe ich bei ihr eine 180-Grad-Wendung als Person bemerkt. Auch die Zurückweisung in der Szene, die ich dadurch erlebt habe, hat an meinem Selbstvertrauen gekratzt. „Blockchef“ war mit Platz 31 auch nicht so der Megaerfolg für meine Verhältnisse. Ich war kommerziell mit dem Album gar nicht zufrieden. Das alles hat an mir genagt und ich habe das Vertrauen in mich verloren. Ich hatte diese ganzen anderen Schlachtfelder, aus denen ich erstmal wieder rauskommen musste.

Welche Erkenntnisse hast du daraus mitgenommen?

Ich war immer auf der Suche nach Akzeptanz, egal ob es jetzt in der Szene war oder im Privaten. Ich hatte schon den Drang zu zeigen, dass es mir gutgeht. Ich habe auch gemerkt, dass ich mich irgendwann vor der Kamera nicht mehr wohlgefühlt habe. Für mich ist es eher ein Preis, den ich zahlen muss, wenn ich in die Öffentlichkeit gehe. Ich will eigentlich meine Ruhe haben. Ich habe gemerkt, dass dieses Selbstdarstellerische gar nicht so zu mir passt und dass die Musik eigentlich für sich alleinstehen sollte und ausreichend ist.

Welche Rolle hat Musik in der Zeit bei dir gespielt?

Ich hatte eine lange Zeit gar keine Inspiration für Musik. Den Song „Keine Tränen“ habe ich gemacht, um abzuschließen mit dieser Ehegeschichte. Aber es war einfach so, dass das Selbstvertrauen gefehlt hat. Und wenn das fehlt, was willst du dann groß erzählen? Ich war in einer Phase, in der ich erstmal Ruhe brauchte, um mich ein bisschen zu sammeln. Ich habe auch beruflich erstmal ein paar andere Dinge gemacht. Ich habe mit jemandem aus der Obstbranche einen Großhandel mit Obst- und Gemüse gestartet. Ich habe einfach geguckt, wo ich noch so investieren kann.

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Wie hast du dann wieder zur Musik gefunden?

Gan-G hat mir eines Tages Mehrzad Marashi vorgestellt und gemeint, dass er ihn und seine Jungs unterstützt, weil sie geile Beats machen. Das war für mich die Initialzündung, wodurch es dann wieder losging bei mir. Ich war wieder in einem Kollektiv. Das fand ich eh immer geil, wenn Musik gemeinsam im Studio entsteht. Dadurch kam der Hunger so langsam wieder.

Du hast eben schon den Song „Keine Tränen“ angesprochen. Der ging musikalisch in eine etwas andere Richtung, war moderner und mit Autotune. Jetzt bist du wieder total auf dem typischen Silla-Oldschool-Film. Welche Grundsatzfrage hast du dir vor dem Album gestellt?

Der Grundsatzgedanke war, dass ich meine Fans wieder zufrieden stellen wollte. Ich hatte zwei abgesagte Touren und das letzte Album „Blockchef“ war nicht so überzeugend. Ich wusste, dass „Keine Tränen“ gut lief und ich in diesem Stil zehn Songs hätte machen können. Aber ich komme aus so einer Ära mit I Luv Money Records, Bassboxxx und Aggro Berlin, die alle diese Untergrund-Attitüde hatten. Als der Spaß und der Hunger wiederkamen, wusste ich, ich habe so viel zu sagen, so viel aufzuarbeiten. Mir ging es diesmal wieder um Punchlines, Technik und diese Underdog-Position, mich aus dem Dreck hoch zu kämpfen. Ich liebe den Hiphop der 90er- und 2000er-Jahre einfach immer noch und höre lieber Styles P als den aktuellen Stuff. Wenn ich jetzt meinen Lieblingsrapper höre und der klingt bei jedem Album anders, dann würde ich auch eine Krise kriegen. Da verstehe ich auch, wenn Fans aufgebracht sind. Klar kann ein Künstler machen, was er will, aber das war für mich jetzt eine Herzensangelegenheit für die Fans.

Wie viel vom Vorgänger steckt im zweiten Teil?

Das Intro zum Beispiel heißt jetzt „7ter Sinn“ und nicht mehr „6ter Sinn“ – das soll die Fortsetzung symbolisieren. Ich bin natürlich jetzt acht Jahre älter als damals, aber dieser Grundkern, mich von unten nach oben zu kämpfen, sprüht genauso wie damals aus jedem Song raus. Es wiederholt sich ja: Ich habe mich vor „Silla Instinkt“ fast tot gesoffen, dann kam das Album und ich habe es nach oben geschafft. Genau das war jetzt auch die Intention, es nach einigen Krisen wieder zu schaffen, gehört zu werden.

Aus den ersten Singles hört man raus, dass du immer noch viel Wert auf Technik und Punchlines legst. Rap hat sich ja schon ein bisschen verändert in den letzten Jahren. Wofür steht Silla 2019? 

Streetrap mit Technik, aber auch mit Aussage. Allerdings nicht so stumpf, da ich jetzt auch nicht aus dem Millieu bin. Ich erzähle wahre Geschichten. Meine Stimme zählt neben denen von Bushido, Azad und Kool Savas zu den prägnantesten.

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Im Video zu „Tempelhof Samurai“ beerdigst du Deutschrap. Was nervt dich am aktuellen Zeitgeist am meisten?

Dass die Konsumenten so leicht zufrieden zu stellen sind. Wenn du dir die „Deutschrap Brandneu"-Playlist anhörst, gibt es manchmal acht oder zehn Beats hintereinander, die von der Machart her komplett gleich sind. Das ist für mich Sellout. Ich gönne es den Künstlern, dass sie das so kreieren und es gibt auch einige coole Streetrapper. Aber mir ist das alles zu kalkuliert, zu gleich. Bei manchen Rappern weiß man einfach nicht mehr, wofür sie stehen.

Was kannst du dem heutigen Rap abgewinnen?

Ich finde es beeindruckend, dass Capital Bra es soweit geschafft hat – der läuft den ganzen Tag bei Kiss FM. RAF und Bonez sind zum Beispiel bei Nike überlebensgroß dargestellt. Rap ist die neue Popmusik und der Kuchen ist riesengroß. Es wurden neue Türen geöffnet, das ist schon cool so.

Auf „Silla Instinkt“ gibt es den Song „Träumer/Jetlag“. Da rappst du: „Ich träum davon, dass Berlin wieder eins wird und alles so zusammengehört wie früher.“ Die Berliner Rap-Szene ist ja in den letzten Monaten und Jahren mit verschiedenen Camps doch ein wenig auseinandergedriftet. Würdest du dir wünschen, dass sich alle wieder untereinander verstehen?

Es wäre halt cooler, wenn sich alle mehr supportenn würden. Jeder zieht halt solange den Nutzen aus jemandem, bis er eben keinen Nutzen mehr darin sieht. Dann ist der andere wieder der große Arsch. Schon schade, weil alles so aus einem Pool entsprungen ist. Die Düsseldorfer zum Beispiel supporten sich alle untereinander, aber die Berliner schaffen es nicht mal, länger als eine Woche Waffenstillstand zu halten. Rap ist Competition, klar, aber vieles ist ehrenlos und nur auf Profit aus. Heute so, morgen so. Dafür stehe ich nicht. Wenn du einmal bei mir verkackt hast, dann bleibt das auch so und derjenige kann mir gestohlen bleiben.

SILLA - GROß IN BERLIN [ OFFICIAL MUSIC VIDEO ]

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Du bist jemand, der immer wieder junge Künstler unterstützt hat in der Vergangenheit. Jetzt hast du zum Beispiel Shadow030 auf der Platte. Wie wichtig ist dir das?

Ich lebe nach so ein paar Prinzipien. Ich möchte gerne etwas zurückgeben im Leben. Du kannst halt nicht immer nur empfangen und Kohle machen, sondern es muss alles im Gleichgewicht sein. Damals haben mich ja auch Bushido und Fler gepusht, als ich noch am Anfang meiner Karriere stand. Dadurch konnte ich scheinen und wachsen und sowas habe ich mir gemerkt und gebe das dann auch hier und da zurück.

„Silla Instinkt 2“ ist mittlerweile schon dein elftes Soloalbum. Welches war das wichtigste in deiner Karriere?

„Silla Instinkt“ war das wichtigste, weil es mir Türen geöffnet hat. Das war das erste I Luv Money-Release, das in den Charts platziert war. Und das, obwohl es das Label auch schon zehn Jahre gab. Platz 30 war damals eine große Sache. Ich war das erste Mal in der Bravo-Hiphop, in Stuttgart auf der Tour waren 1000 Leute da. Das hat dann auch den Weg geebnet für „Passion Whiskey“, mein bisher erfolgreichstes Album mit 35.000 verkauften Einheiten. Da war ich richtig on top in der Szene, da wollte jeder mit mir arbeiten – von Azad, KC Rebell, PA Sports über Haftbefehl bis zu RAF Camora und MoTrip. Heutzutage vermisst man das natürlich und ich fühle mich so ein bisschen wie der einsame Wolf, der mit keinem mehr was zu tun hat.

Vor allem mit RAF Camora und MoTrip hast du eine Zeitlang intensiv zusammengearbeitet. Wieso hat sich das in der Zwischenzeit so stark verändert?

Ich glaube, dass einfach jeder mit seinem Kram beschäftigt ist. Ich bin kein verbitterter Mensch, der sagt: RAF und Trip sind jetzt auf einmal oben ... Okay, früher haben wir doch noch jeden Tag zusammen gechillt. Als ich noch weiter oben war, haben sie jeden Tag angerufen, wenn sie ein Album gemacht haben und gesagt, dass ich rumkommen soll. Jetzt kommen sie nicht mehr, aber das werfe ich denen auch nicht vor. Ich kann bei denen nicht reingucken, die haben auch jeden Tag Trubel und Stress und man muss das auch verstehen. Das ist bei Hiphop halt so, aber auch generell im Leben. Oft denkt man halt es ist Freundschaft – und das ist es bis zu einem gewissen Punkt auch. Aber vielleicht ist es dann doch manchmal nur eine Zweckgemeinschaft, die mit einigen positiven Erlebnissen verbunden ist. Jeder konzentriert sich mittlerweile auf seine eigenen Sachen und so würde ich es bei RAF und Trip auch deuten.

Mit MoTrip und Joka zusammen hast du ja auch die 3-er-Kombi Schnelles Geld gebildet. Was ist daraus geworden?

Die Crew gibt es so gar nicht mehr, das hatte ja auch Trip mal irgendwann öffentlich gemacht. 2016 stand es nochmal kurz im Raum, aber man hat sich dann irgendwie nie getroffen und mit der Arbeit begonnen. Trip und ich sind auch sehr so Einzelgänger, würde ich sagen. Wir sind sehr mit unserem eigenen Stuff beschäftigt. Ich fand es schade, weil es mir immer Spaß gemacht hat mit den beiden. Man hätte es aber 2011/2012 machen müssen, als das Thema heiß war.

Einer, mit dem du noch nicht zusammengearbeitet hast, dich aber schon vor längerer Zeit ausgesöhnt hattest, ist Farid Bang. Besteht da noch Kontakt?

Farid und ich haben uns einmal in Berlin getroffen und uns die Hand gereicht. Da dachte ich, vielleicht entwickelt sich daraus jetzt ein Song. In dem Moment habe ich auch geschäftlich gedacht. Das ist aber dann im Endeffekt nicht passiert. Bei „JBG 3“ hat er mich noch angerufen, ob er die Line rappen darf: „Sie ist eine wilde Drecksau wie Sillas Exfrau“. Ich habe gesagt: Ja, kannst du machen, ich habe mit der Dame eh nichts mehr zu tun. Dann gab es auf „JBG 3“ aber auch noch ein paar andere Lines wie „Du gehst nach paar Bars kaputt wie Sillas Karriere“. Das fand ich dann auch schon wieder so ein bisschen respektlos. Dann kam auch nochmal ein Song von Jigzaw, wo er mich gedisst hat. Auf dem Song war auch Farid mit drauf. Fand ich auch nicht so cool. Es soll dann auch irgendwo nicht sein mit einem normalen Verhältnis.

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Du bist in letzter Zeit viel mit dem veganen Koch Attila Hildmann zu sehen. Er spielt auch im Video von „Tempelhof Samurai“ mit. Wie kam der Kontakt mit ihm zustande?

Attila Hildmann hat mich, kurze Zeit nachdem mein Buch „Vom Alk zum Hulk“ rauskam, angeschrieben und meinte: "Krasses Buch, geile Geschichte, ich konnte mich voll damit identifizieren, weil ich auch aus Tempelhof kommen und hab mich deswegen darin wiedergefunden. Lass uns doch mal was zusammen starten." Nachdem wir ein bisschen gequatscht hatten, ist er auch recht schnell geschäftlich auf mich zugekommen und meinte, er würde gerne einen Rap-Song schreiben. Dann hat er kurze Zeit später seinen Energy-Drink gelauncht und wollte, dass ich das Ganze dann über mich ein bisschen promote. Ich habe dann meine Interviews bei ihm im Laden gemacht. Ich rechne ihm hoch an, dass er in einer Zeit zu mir kam, in der mir diese „Blockchef“-Sache noch so krass nachhing. Er hat mich aufgebaut und mir gut zugesprochen. Das war auch ein Indikator, durch den ich mein Selbstvertrauen wieder so langsam zurückgefunden habe und mich auf meine Stärken besinnt habe. Bis heute läuft nicht nur die geschäftliche Beziehung. Wir haben auch immer sehr schöne persönliche Gespräche.

Instinkt ist ja ein Wort, das beschreibt, wie man sich mit gewissen Handlungsimpulsen in bestimmten Situationen verhält, um seine Ziele zu erreichen. Welches sind deine Urinstinkte im Leben?

Selbstverwirklichung und Anerkennung. Ich will etwas für die Nachwelt hinterlassen. Ich bin ja durch meine Stärken und Schwächen vielen Leuten ein Vorbild und kann darüber berichten. Die Leute sehen, dass sie zum Beispiel mit ihrem Alkoholproblem nicht allein sind. Auf der anderen Seite sieht man auch, wie ich aus diesen Löchern wieder rauskomme. Das ist dann schon der Überlebensinstinkt.

Was glaubst du, woher dieser Geltungsdrang bei dir kommt?

Ich hatte schon während meiner Schulzeit das Gefühl, immer der Unterdrückte oder Belächelte zu sein. Dadurch hat sich das, glaube ich, dann so entwickelt. Ich bin immer im ständigen Vergleich und einer, der sehr viel nachdenkt. Das hat auch ein bisschen die Sucht bei mir geschürt. Ich bin mir meiner Schwächen auch bewusst und versuche dort immer anzusetzen und mich zu verbessern. Ich bin mehr so der Extremtyp, ich kann nicht so gut abschalten. Bei mir ist nie Stillstand.

Ist der Geltungsdrang bei dir vielleicht auch durch Social Media nochmal schlimmer geworden?

Ich finde das eher gut, weil ich mich damit vermarkten kann und meine Brötchen damit verdiene.

Es gibt aber auch sicher Leute, die depressiv werden, wenn sie nicht genug Likes bekommen ...

Klar, wenn ich mir ein Loredana-Bild mit 200.000 Likes angucke und dann ein Silla-Bild mit 4.000 Likes, macht das schon auch was mit mir. Man vergleicht sich immer nach oben. So traurig es ist, das ist mittlerweile eingebrannt und man fühlt sich dadurch schlechter. Ich glaube, bei Menschen, die weniger gesetzt sind im Leben, ist das ein Riesenproblem. Deswegen fand ich Kanye Wests Vorschlag – dass die Instagram-Likes abgeschafft werden – einen der besten Vorschläge, die er je ausgesprochen hat.

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Man weiß ja auch um deine Alhoholprobleme in der Vergangenheit. Wie gegenwärtig ist dieses Thema aktuell noch?

Das ist schon noch aktuell. Ich bin auch öfter in verschiedenen Gruppen, in denen ich in diversen Kliniken Vorlesungen gebe. Da werde ich oft gebucht. Für die ist es wichtig, dass da auch mal jemand ist, der mal was darüber geschrieben hat, der den Kampf gewonnen hat oder zumindest zwischenzeitlich gewonnen hat. Ab und zu wirft es mich schon noch zurück und ich falle in alte Muster. Sehr viel weniger als früher, aber ich bin mir dessen bewusst. Ich gehe jetzt zum Beispiel auch die nächste Zeit in eine ambulante Tagesklinik, um mich einfach noch mehr mit meiner Krankheit auseinanderzusetzen.

Hilft es dir, dass du das Thema so offensiv in der Öffentlichkeit kommunizierst?

Ich finde, das ist eine Stärke oder auch eine gute Eigenschaft, dass man seine Schwächen zu etwas Gutem macht. Manchmal hört es sich an, als wenn ich voller Inbrunst und Stolz darüber spreche, aber es ist auch so, weil ich weiß wie es anderweitig geht. Ich bin kein Spiegeltrinker, der jetzt jeden Tag trinkt. Und das in der Szene zu glorifizieren, finde ich auch nicht cool. Ich finde aber, die Ehrlichkeit ist ein bisschen verloren gegangen in der Welt. Man sollte einfach mehr sagen, was Phase ist im Leben.

Wie bringst du mittlerweile Struktur in deinen Tag?

So eine ambulante Therapie, bei der ich täglich von 8-15 Uhr da sein muss, hilft mir da schon sehr gut. Wenn ich eine Struktur habe, funktioniere ich viel besser als wenn ich in den Tag hineinlebe. Ich bin jemand, der mit Langeweile nicht so gut umgehen kann. Das habe ich dann immer gefüllt durch Konsum.

In einem Interview mit „Trokkenpresse“ hast du gesagt, dass du planst, mit deiner Freundin nach Österreich zu gehen. Wie konkret ist das?

Das war eine Zeitlang ein Plan, weil ich schon das Leben in der Großstadt ein wenig satthatte. Ich habe dann auch öfter Orgi in Österreich besucht. Der hat ja auch ein Haus dort oben auf einem Berg, wo rundherum einfach gar nichts ist. Ich bin auch so ein leicht melancholischer Mensch und finde es einfach cool, meine Ruhe zu haben. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, auf dem Land zu leben. Ich muss jetzt nicht ewig in Tempelhof bleiben. Aber jetzt grade ist noch nicht die Zeit dafür. Wir haben uns jetzt auch ein Eigentum geholt, eine nagelneue Dachgeschosswohnung, die gerade für uns gebaut wird. Fühlt sich gut an.

Wie geht’s musikalisch nach „Silla Instinkt 2“ weiter?

Ich habe auf jeden Fall wieder richtig krass Bock bekommen und schon fünf bis sechs Tracks für das nächste Album im Kasten. In Zukunft wird es sich zwischen brachialem Sound wie auf „Silla Instinkt 2“ und dem Sound von „Keine Tränen“ bewegen. Gefühle kann ich halt am besten von allem.