Von BraTee bis Loco Juice: Der ultimative Deutschrap-Getränke-Guide
Deutschrap-Getränke

Was einst der Shisha-Tabak war, ist heute das Getränk: Sich mit eigenen Produkten abseits vom Überfluss an Fruit of the Loom-Merchandise auf dem breiten Markt zu etablieren, das haben sich schon einige Rapperinnen und Rapper zunutze gemacht. Seit einer ganzen Weile, so scheint es jedenfalls, nehmen die Getränke in jeder detailliert durchdachten und zeitgemäßen Marketing-Kampagne überhand.

Aber welcher Deutschrap-Drink ist denn nun der beste? Eine Frage, die mit jeder Neuankündigung in meinem Kopf immer größer wurde. Allerhöchste Zeit für eine Bestandsaufnahme: Ich habe mir sämtliche Softdrinks aus dem erweiterten Deutschrap-Kosmos gekauft, um so ein für allemal zu klären, welcher davon als mein persönlicher Sieger hervorgeht.

In der groß angelegten Kostprobe beschränke ich mich allerdings auf Softdrinks. Ich habe es fürs Erste als etwas halsbrecherisch empfunden, den Karneval Vodka von Bonez MC und RAF Camora an einem herkömmlichen Wochentag allein vor meinem Schreibtisch zu verköstigen. Schlussendlich bin ich so auf insgesamt sechs verschiedene Drinks gekommen, die ich testen möchte:

  • BraTee (Capital Bra)
  • DirTea (Shirin David)
  • Baba HafTea (Haftbefehl)
  • Loco Juice (Luciano)
  • Sugar Mami (Katja Krasavice)
  • Bushido Eistee (Bushido)

Dazu sei gesagt, dass ich sehr gewillt war, zwei weitere Getränke zu testen: Wild Crocodile, ebenfalls von RAF und Bonez, habe ich in keinem Supermarkt in meinem Umkreis auffinden können. Im Internet wird der Softdrink aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit schon zu horrenden Preisen vertickt. Von Aqua Lively Vis, dem bosshaften Kollegah-Wasser, habe ich mehrmals erfolglos versucht, einen Probierkasten zu bestellen. Zwar war der Support des Online-Shops immer freundlich und hilfsbereit, angekommen ist aber bis heute leider nichts.

Sollte ich doch noch an eines der Getränke gelangen, werde ich den Artikel selbstverständlich updaten.

Diverse Deutschrap-Getränke

Mit den Drinks im Gepäck habe ich ein kleines Kategoriensystem entwickelt, mit dessen Hilfe ich am Ende auf ein einigermaßen vergleichbares Gesamtergebnis kommen möchte. Die Punkte, nach denen ich jeden Drink bewerten werde, sind die folgenden:

  • Geschmack
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Nährwerte
  • Design

Da der Geschmack eines Getränks wohl am wichtigsten ist und das Design der Verpackung am wenigsten, werden die Punkte der jeweiligen Kategorien doppelt bzw. halb gewichtet. Aber genug der vorbereitenden Worte – los geht's mit dem Deutschrap-Getränke-Guide.

BraTee

The one who started it all: Wenn Capis BraTee eines auf seine Gucci-Kappe nehmen kann, dann ist das wohl Trendsetting. Der erste große Deutschrap-Softdrink, der Anfang 2021 den Markt eroberte, hat einen Stein mit damals noch ungeahntem Ausmaß ins Rollen gebracht.

Was mit den vier Sorten Zitrone, Wassermelone, Pfirsich und Granatapfel begonnen hat, wurde seither durch deutlich seltener aufzufindende Bali-, Festival- und sogar Stop Wars-Editionen ergänzt. Ach ja – in Kaugummi-Form kann man Capital Bras geschmackliche Visionen mittlerweile auch erleben. Zeit, den BraTee genauer unter die Lupe zu nehmen.

Geschmack

Bei der Fülle an Sorten können durstige Bratans und Bratinas schon mal schnell den Überblick verlieren. Generell gilt aber: Ein geschmacklicher Totalschaden ist unter den BraTees eigentlich nicht zu finden. Gerade unaufgeregte Sorten wie Pfirsich oder Zitrone bestechen mit ihrer simplen wie grundsoliden Art, die sich vor der Eistee-Konkurrenz keineswegs verstecken muss.

Als besonderes Highlight stellt sich die Festival-Edition heraus, die mit ihrem Drachenfrucht-Geschmack exotisch frisch daherkommt und mindestens so süß ist wie nebulöse Erinnerungen an wild verlebte Sommertage auf dem Zeltgelände. Im Gegensatz dazu die Bali-Edition, die mit ihrer unaufdringlichen Vanille-Note wiederum ganz andere Assoziationen hervorruft.

Wassermelone kann mich persönlich nicht abholen, alles in allem kann man den BraTee als Eistee-Allrounder aber bedenkenlos empfehlen. Zumindest, wenn man sich nicht vor etwas Süße scheut: Der eine oder andere Schluck Wasser hat zwischen all den BraTee-Schlücken gutgetan.

Bewertung: 7 / 10

Preis-Leistungs-Verhältnis

Ich konnte diverse BraTee-Sorten für 1,69€ ergattern, online findet man ihn teilweise aber 10 bis 20 Cent günstiger. Pro Liter zahlt man bei meinem Kaufpreis hochgerechnet also 2,25€. Im Vergleich zu anderen Getränken auf dieser Liste ist das recht in Ordnung. Im Vergleich zu Eistees ohne Rap-Star im Rücken ist das recht teuer.

Aber: Alle Einnahmen der Stop Wars-Edition wurden an die "Zivilgesellschaft in der Ukraine gespendet", also hat man zumindest an dieser Stelle sein Geld nicht nur für guten Geschmack, sondern auch für den guten Zweck investiert.

Bewertung: 7,5 / 10

Nährwerte

Klar – von einem Sportlergetränk ist ein Eistee weit entfernt. Dass man sich auf Zucker und Kalorien einstellen muss, ist keine Überraschung. Umso wichtiger ist es, die Nährwerte in Relation zu ähnlichen Getränken zu betrachten.

Pro 100 Milliliter halten sich die Kalorien durch alle Sorten hinweg zwischen 34 und 36kcal auf, was für den Eistee-Markt ein relativ üblicher Wert ist. Beim Zucker muss man mit 8,2 bis 8,8 Gramm rechnen. Ein ganzes 750ml-Paket kommt also gut und gerne mal auf 66 Gramm Zucker, was den empfohlenen Tagesbedarf von 50 Gramm laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (dge) bereits um einiges überschreitet.

Immerhin: Der Anteil an direkt gebrühtem schwarzen Tee fällt mit 89 % wirklich hoch aus. Schwarztee enthält Antioxidantien, die vorbeugend gegen diverse Krankheiten wirken können. Wer sich diese Effekte zunutze machen möchte, sollte aber vielleicht lieber direkt zum Wasserkocher greifen.

Bewertung: 6 / 10

Design

Der BraTee kommt in farblich passend zur Sorte gestalteter Produktverpackung daher, die sich wirklich sehen lassen kann. Wir haben es hier definitiv mit keinem "In your Face"-Design zu tun, aber der sommerlich gekleidete Capital Bra im Adobe Illustrator-Look auf der Rückseite trägt seine Früchte. Also jetzt wirklich: Wer sich die Granatapfel-Sorte kauft, kauft sich einen mit Granatapfel posierenden Capi gleich dazu. Na, das ballert doch übertrieben krass! So steht's zumindest auf der Verpackung.

Bewertung: 7 / 10

Mit der zu Beginn erklärten Rechnung kommt der BraTee damit auf eine solide Durchschnittsbewertung von 6,88 / 10. Für den ersten Kandidaten ein vorzeigbares Ergebnis.

DirTea

Machen wir direkt mit dem nächsten Schwergewicht der Rap-Getränke weiter. Shirin Davids DirTea ist seit August 2021 überall erhältlich. Und ja, damit meine ich wirklich überall: Einen Laden zu finden, der den süßen Drink nicht im Sortiment führt, ist schwieriger als es klingen mag.

Ebenso schwierig ist es, bei all den unterschiedlichen Sorten den Überblick zu behalten. Der DirTea liefert die mit Abstand breiteste Produktpalette dieser Liste: Neben den vier "normalen" Geschmäckern Wet Peach, Busty Blueberry, Candy Shop und Juicy Mango gibt es drei weitere koffeinhaltige Sorten (DirTea Tea & Energy), zwei alkoholhaltige (Extra DirTea) sowie zwei zuckerfreie Varianten (DirTea Zero). B*tches brauchen Drinks!

Geschmack

Unter den herkömmlichen Sorten sticht Wet Peach am meisten hervor. Nicht unbedingt wegen der Ausgefallenheit, eher wegen des durchweg soliden Geschmacks. Bei Busty Blueberry und Candy Shop ist mir die künstliche Süße etwas zu prominent. Umso besser, dass der Extra DirTea etwas Alkohol ins Spiel bringt. Süß ist das Getränk zwar trotzdem, durch die Kohlensäure erinnert gerade die Sorte Sparkling Juicy Mango aber an ein Cider, das man sich bestens genehmigen kann.

Als etwas enttäuschender habe ich die Energy-Variante wahrgenommen. Allein wegen des Namens hat die Sorte Icy Cactus meine Neugier geweckt. Geschmacklich war das im ersten Moment weniger extravagant als gedacht, aber trotzdem vielversprechend – bis der Nachgeschmack einsetzt. Das Getränk hinterlässt einen schwer zu beschreibendes, in allen Fällen aber merkwürdiges Aroma auf der Zunge.

Der DirTea hat viele unterschiedliche Geschmäcker auf Lager, manche holen mich mehr, manche weniger ab. Bei insgesamt elf Sorten dürften die meisten aber früher oder später fündig werden. 

Bewertung: 6,5 / 10

Preis-Leistungs-Verhältnis

Bei so unterschiedlichen Produkten muss man auch mit unterschiedlichen Preisen rechnen. Eine herkömmliche DirTea-Dose hat mich 1,29€ gekostet – das ergibt einen Literpreis von 2,58€. Die Energy-Variante kommt bei mir sogar auf einen Literpreis von 3,18€, wohingegen ich die alkoholische Version im Angebot pro Liter für 1,48€ kaufen konnte.

Das preisliche Niveau ist mit dem BraTee zu vergleichen, wobei der DirTea in der Regel ein wenig teurer ist. Dafür hat man bei Shirins Drink eben die breitere Auswahl.

Bewertung: 7 / 10

Nährwerte

Pick your poison: Der DirTea kommt in allerhand Formen und Farben daher, wirklich nährstoffreich wird es dabei natürlich nie. Die Basis-Varianten liegen irgendwo zwischen 32 und 36kcal sowie 7,7 bis 8,6 Gramm Zucker pro 100ml. Unter den alkoholischen Sorten ist es Sparkling Juicy Mango, die bei gleicher Menge mit nochmal knapp doppelt so vielen Kalorien und 9,2 Gramm Zucker besonders heraussticht – dazu kommt, dass Alkohol an sich natürlich nicht gerade förderlich für die Gesundheit ist.

Die Energy-Sorten kommen deutlich kalorien- und zuckerreduziert daher, dafür selbstverständlich mit einem entsprechend hohen Koffein-Gehalt von 32mg pro 100ml. Doch genau wie bei den Zero-Varianten werden hier die synthetischen Süßungsmittel Acesulfam-K und Sucralose verwendet, die, auch wenn es wissenschaftlich noch umstritten ist, potenziell schädlich sein können.

Bewertung: 4,5 / 10

Design

Gestalterisch kann man Shirins Eistee kaum etwas vorwerfen. Der "DirTea" sieht einfach gut aus. Farblich ansprechende 500ml-Dosen in Pastelltönen, eine Schriftart mit Sortentiteln, die perfekt zur Künstlerin passen. Entgegen dem Namen ermöglicht das Produktdesign außerdem einen besonders cleanen Trinkgenuss: Die recycelbare Aluminiumkappe sollte gerade in Corona-Zeiten verhindern, dass jemand anderes den Dosenclip schon berührt hat. Das erklärt nicht nur den Slogan "Stay safe", sondern rundet das Gesamtbild auch noch stabil ab.

Bewertung: 9 / 10

Der DirTea schneidet in meinem Ranking mit einem Endergebnis von 6,44 von 10 Punkten etwas schlechter ab als der BraTee. Zwar konnte der Drink in der Kategorie "Design" eine wirklich sehr gute Punktzahl erzielen – leider handelt es sich dabei genau um die Kategorie, die nur halb gewichtet wird.

Baba Haftea

Der nächste Eistee, das nächste cheesy Wortspiel. Seit September 2021 gibt es auch den Baba HafTea im Supermarkt-Regal zu finden, der damit nicht wirklich mit Haftbefehls sonst so winterlicher Release-Politik konform geht. Ein Räuber-Getränk nach Offenbacher Art scheint es also schon mal nicht zu sein. Aber dennoch ein gutes? Schauen wir mal.

Geschmack

Die besten Restaurants haben immer die kleinsten Speisekarten. Das sind Facts. Ein kulinarisches "Qualität über Quantität"-Prinzip, das auch der HafTea innehat. Mit Pfirsich und Zitrone hat der Eistee eigentlich nur zwei absolute Standard-Sorten zu bieten. Aber der Geschmack? Weit weg vom Standard und Durchschnitt, für mich sogar deutlich darüber. 

Die Kush-Terpene im "zuckerreduzierten Drink" kreieren hierbei ein wunderbar herbes und pflanzliches Aroma, das den HafTea vor Übersüßung schützt. Cannabis-Drinks erfinden das Rad zwar nicht neu, der grünliche Geschmack wird hier aber auf sehr hochqualitativer Basis rekonstruiert.

Mit Sicherheit kann der Drink nicht bei allen das gleiche Maß an Begeisterung wie bei mir auslösen – wer sich aber für pflanzliche Aromen im Getränk begeistern kann, sollte dem Baba HafTea definitiv eine Chance geben. Ich schwöre, das ist kein Placement.

Bewertung: 8,5 / 10

Preis-Leistungs-Verhältnis

Eine Dose HafTea kriege ich im Supermarkt des Vertrauens meist für 99 Cent. Klingt im ersten Moment relativ erschwinglich, dafür fällt die Füllmenge mit 0,25 Litern pro Dose ziemlich überschaubar aus. Mit 3,96€ pro Liter ist der HafTea das teuerste Getränke dieser Liste.

Bewertung: 4 / 10

Nährwerte

Auch wenn sich der HafTea selbst als "zuckerreduziert" beschreibt – 7,8 Gramm pro 100ml sind trotzdem eine Ansage. Auf eine 250ml-Dose ist das im Hinblick auf den körpereigenen Tagesbedarf zwar noch vertretbar und auch im Vergleich zum Wettbewerb spielt der HafTea nicht in der Oberliga der zuckerhaltigsten Eistees mit, spektakulär niedrig ist dieser Wert aber auch nicht. 35kcal pro 100ml sind erwartbare Zahlen.

Dafür ist der Grüntee-Anteil laut Produktversprechen doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Konkurrenz. Und die Kush-Terpene wirken natürlich nicht psychoaktiv und sind somit bedenkenlos zu konsumieren. Ihnen wird sogar eine wohltuende, entspannende Wirkung nachgesagt.

Bewertung: 7 / 10

Design

Schlicht und clean kommt der HafTea in handlichen Dosen daher. Cannabis mit Früchten auf der Vorderseite, Haftis Airbrush-Antlitz hinten drauf. Ein netter Gag sind abgewandelte Hafti-Lines auf den Dosen wie "Nix mit Energy, Chillout, Brudi". Passt gut und sieht vollkommen in Ordnung aus, ist aber nichts außerordentlich Bemerkenswertes.

Bewertung: 6,5 / 10

Mit insgesamt genau 7 von 10 Punkten geht Baba HafTea knapp in Führung.

Loco Juice

Eistee hier, Eistee da – wo bleibt die Abwechslung? Das hat sich vermutlich auch Luciano gedacht, der im Juli letzten Jahres mit seinem Loco Juice kurzerhand den Saft-Markt für sich erschlossen hat. Neben den vier ursprünglichen Sorten Wassermelone-Minze, Kiba, Multivitamin und Exotic macht derzeit auch eine limitierte 6PM Kirsche Edition die Runde.

Geschmack

Eines vorweg: Den Loco Juice finde ich in Form einer Loco Schorle deutlich genießbarer. Pur ist der Saft einfach zu stark. Nicht unbedingt im Hinblick auf die Süße – es ist eher der Nachgeschmack, der mich zum Teil an ein Konzentrat erinnert. Besonders stark ist das bei der Multivitamin-Sorte der Fall. Wassermelone-Minze hingegen ist dafür weitaus weniger anfällig und daher mein geschmacklicher Favorit.

Hat man den Saft aber etwas verdünnt, kann man sich den Spaß schon wirklich schmecken lassen. Es bedarf auch wirklich keiner großen Menge Wasser, damit das Trinkerlebnis für mich deutlich attraktiver ausfällt. Nichtsdestotrotz werden der Loco Juice und meine Geschmacksknospen wohl nicht mehr die allerbesten Freunde – vielleicht bin ich aber auch einfach kein Saft-Fanatiker.

Bewertung: 6 / 10

Preis-Leistungs-Verhältnis

Ähnlich wie beim DirTea kann man bei einem halben Liter mit etwa 1,29€ (bzw. 2,58€ pro Liter) rechnen. Ich konnte aber ein faires Angebot erhaschen und habe jeweils nur 85 Cent bezahlt. Ein Literpreis von 1,70€? Beschweren kann man sich da eher weniger.

Angebote sind aber nun mal nicht die Regel und wie auch bei jedem anderen Drink dieser Liste gilt: Für vergleichbare Nicht-Rapper-Produkte muss weniger tief in die Geldbörse gegriffen werden.

Bewertung: 7 / 10

Nährwerte

Machen wir uns nichts vor: Saft ist nicht automatisch gesund, nur weil Früchte und Vitamine im Spiel sind. Fruchtzucker in hohen Maßen ist alles andere als gut für die Gesundheit. Die besten Werte holt der Loco Juice in seiner "Exotic"-Variante ab. Mit 29kcal und 6,9 Gramm Zucker pro 100ml kann er - im Gegensatz zu den anderen drei Sorten - die Eistee-Produkte der Deutschrap-Landschaft etwas unterbieten. Auch im Vergleich zu ähnlichen Saft-Produkten schneidet der Loco Juice solide ab.

Außerdem lebt der Drink nach einer strikten 0%-Regel, was Konservierungs- oder künstliche Süßstoffe betrifft. Immerhin. Bis jetzt der stabilste Softdrink in dieser Kategorie – dennoch hat es seinen berechtigten Grund, warum der Loco Juice ganz offiziell als "Erfrischungsgetränk" und nicht als "Fruchtsaft" bezeichnet wird.

Bewertung: 8 / 10

Design

Luciano ohne Adlibs? Ein Widerspruch in sich. Nur logisch, dass schon unter dem wenig unaufdringlichem Logo ein fruchtiger Kuss mit einem herzhaften "Mwuah" versprochen wird. Ein netter Bonus bildet die Rückseite des viereckigen Saftpäckchens: Dort erklärt Zitatgeber Luciano im O-Ton, an welche Lifestyle-Entscheidung ihn jeder Sip erinnert. Von heißen Nächten in Marrakesch bis zum Lieblingseis beim Späti-Cornern ist alles dabei.

Ansonsten sieht der Drink auf dem ersten Blick abseits einer sehr beschwingten Farbpalette doch gar nicht mal so loco aus. Was man dem aber auf jeden Fall zugutehalten muss: Die Verpackung besteht aus FSC-zertifizierter Pappe. Loco Juice liefert also nicht nur den fruchtigen, sondern auch einen nicht minder umweltbewussten Kuss – mwuah!

Bewertung: 6,5 / 10

Auch wenn der Loco Juice nicht ganz meinen Geschmack trifft, kann er in den anderen Kategorien gut punkten und kommt somit auf eine Gesamtbewertung von 6,72 von 10 Punkten.

Sugar Mami

Seit August können wir auch Katja Krasavices Interpretation eines Softdrinks probieren. Sugar Mami macht keinen Hehl daraus, dass der Nutri-Score wohl noch um einige Buchstaben erweitert werden müsste, damit er die Nährwerte des Getränks sinnvoll abbilden kann.

Die kohlensäurehaltige Limo kommt nicht nur mit einer (un)gesunden Portion Selbstbewusstsein, sondern auch mit vier verschiedenen Sorten daher: Cherry Lollipop, Pfirsich, Kaktusfeige und Granatapfel Erdbeere. Bei mir hat sich im ersten Moment Skepsis breitgemacht, waren mir andere Getränke doch schon zu süß. Zu Unrecht, wie sich wenig später herausstellen sollte.

Geschmack

Ziemlich erfrischend! Schon beim Namen habe ich mich gedanklich darauf eingestellt, förmlich schmecken zu können, wie angriffslustig und weitläufig sich der Karies in meinem Zahnschmelz ausbreitet. Umso größer war die Überraschung, als ich meinen ersten Schluck der Pfirsich-Sorte probiert habe: Die Frische begegnet der Süße auf Augenhöhe. Sugar Mami findet hier eine gute Balance.

Auch bei den anderen Sorten sieht das wenig anders aus. Gut, vielleicht gerät die Sorte Granatapfel-Erdbeere etwas aus der Balance zugunsten der Süße – trotzdem könnte ich mir vorstellen, mir auch in Zukunft ab und an eine Sugar Mami zu gönnen. Und nein, bis vor Kurzem hätte ich selbst nicht erwartet, diesen Satz unter Klarnamen im Internet zu veröffentlichen.

Bewertung: 7,5 / 10

Preis-Leistungs-Verhältnis

Ich habe 1,29€ für eine Dose bezahlt, das ergibt einen Literpreis von 3,91€. Alle weiteren Sugar Mommy-Jokes erspare ich mir an dieser Stelle. Finanziell bewegen wir uns hier in Baba HafTea-Gefilden. Auch Katjas Drink stellt sich also als ziemlich kostspielige Angelegenheit heraus.

Bewertung: 4,5 / 10

Nährwerte

Nun ja ... der Name hält, was er verspricht. Wenn der Drink "Sugar Mami" heißt, ist das nicht unbedingt positiv. Was habe ich nochmal über Karies gesagt?

Bis zu 10 Gramm Zucker stecken pro 100ml in dem Drink, der mit diesem Wert der klassischen Coca Cola schon beinahe das gesüßte Wasser reichen kann. Mit Kalorienwerten zwischen 37 bis hin zu 42kcal siedelt der Drink sich auch hier im oberen Teil des Rankings an. Leider kann man bei einem solchen Softdrink auch nicht die Antioxidantien-Karte spielen.

Wenn Sugar Mami nicht gerade zur Hauptquelle der Flüssigkeitszufuhr wird, dann wird es in Ordnung sein, ab und an mal in die sündhafte Versuchung zu geraten. Und bei genauerer Überlegung passt das doch eigentlich ganz gut zu Katjas Image.

Bewertung: 3 / 10

Design

Sugar Mami sieht ein wenig aus wie die kleine Schwester vom DirTea, die sich an einer etwas gesättigteren Farbpalette bedient hat. Die jeweiligen Früchte werden durch das Design bestens in Szene gesetzt und strahlen teilweise sogar eine sexuelle Energie aus – und das ist wirklich das allerletzte, was ich über eine Weißblech-Getränkedose sagen wollen würde. Ich schreibe hier lediglich meine ungefilterten Gedanken auf.

Alles in allem kann Sugar Mami mit einem soliden Design punkten.

Bewertung: 7 / 10

Der hohe Preis und die (auch im Vergleich zu den anderen Getränken) nicht guten Nährwerte lassen Sugar Mami mit einer Endbewertung von genau 5,77 von 10 Punkten auf den letzten Platz fallen.

Bushido Eistee

Plötzlich stand der Eistee mit Bushido-Siegel in den Supermärkten. So plötzlich, dass anfangs noch die Echtheit des Drinks infrage gestellt wurde. Für wenige Tage war der Bushido-Eistee eine Urban Legend der deutschen Supermarkt-Landschaft. Dass es weder offizielle Ankündigungen, Posts noch irgendeine Form von Werbung gab, lässt jedenfalls vermuten, dass Bushido für das Produkt lediglich seinen Namen hergegeben hat.

Pfirsich, Zitrone und Granatapfel gehören zum Repertoire des Eistees. Keep it simple ist das Motto. Völlig in Ordnung, dass die Hersteller hier keine geschmacklichen und namentlichen Experimente gewagt haben: Auf einen Sonnenbank Flavour kann man gut und gerne verzichten, wenn es um Eistee geht.

Geschmack

Ein herausstechendes Alleinstellungsmerkmal lässt sich auf den ersten Schluck nicht erkennen. Auf den zweiten leider auch nicht. Was bei Katjas Drink noch die Balance zwischen Süße und Frische war, scheint sich hier zwischen natürlichen und künstlichen Aromen abzuspielen. Der Bushido-Eistee beginnt mit einem teelastigen Geschmack, der sich im Abgang dann aber doch hin zu einer synthetischen Note passend zur jeweiligen Sorte entwickelt.

Womöglich kommt in naher Zukunft noch der Aha-Moment, bislang muss ich den Eistee aber als relativ basic abstempeln. Das ist per se gar nichts Schlechtes, auch ein unspektakulärer Geschmack kann ein guter sein. Es bleibt nur die Frage, ob sich das für den erhöhten Markenpreis rentiert.

Bewertung: 6 / 10

Preis-Leistungs-Verhältnis

Für einen halben Liter habe ich 1,69€ gezahlt, das ergibt einen Literpreis von 3,38€. Das ist also nicht ganz so teuer wie der Baba Haftea, liegt preislich dafür aber über dem breit gefächerten Sortiment der Eistees von Capital Bra und Shirin David. In Anbetracht der Tatsache, dass der Bushido-Drink zumindest in meinen Augen keinen wirklichen USP hat - ich zweckentfremde den Wirtschaftsbegriff an dieser Stelle einfach mal-, lohnt sich der Kauf für mich nicht sonderlich.

Bewertung: 6 / 10

Nährwerte

Bei Bushidos Eistee wird auf Rohrzucker gesetzt. Klingt schon mal gesünder als "normaler", aus Rüben gewonnener Zucker. Habe ich mir zumindest beim Kauf so erschlossen. Warum sonst sollte das in der Zutatenliste des Eistees gesondert aufgelistet werden?

Vielleicht stand mir einfach meine mangelnde Ernährungsbildung im Weg. Bis auf den Anbau unterscheidet sich Rohrzucker praktisch nicht von der herkömmlichen Variante. Da im Gegensatz zum Rohrohr- oder Vollrohrzucker hier jegliche (vitamin- und mineralstoffreiche) Melasse weg-raffiniert wird, stellt sich reiner Rohrzucker also nicht als gesündere Alternative dar.

Etwa 30kcal und 7,2 bis 7,3 Gramm Zucker pro 100ml sind aber dennoch ziemlich vertretbare Werte im Vergleich zu den anderen Eistees dieser Liste. Wer das schlechte Gesundheits-Gewissen beim Konsumieren eines Rapper-Eistees möglichst gering halten möchte, sollte also hier zugreifen.

Bewertung: 7 / 10

Design

Bei dem fernöstlich anmutenden Design könnte man meinen, dass der Eistee nicht dem Rapper, sondern der japanischen Wortherkunft seines Künstlernamens gewidmet ist. Bäume, Vögel, Berge und eine Sonne geben schon einen Vibe ab, der in Richtung eines Ukiyo-e-Gemäldes abdriftet. Einzig das prominent platzierte Bushido-"B" erinnert daran, dass es hier um Anis und nicht um Animes geht.

Bei der Verpackung kommt das Zuckerrohr aber wieder ins Spiel: Der Kunststoff des Trinkpäckchens wird nämlich aus den Süßgräsern hergestellt. In der Folge sei der CO2-Fußabdruck der Verpackung laut Hersteller um 16 % verringert worden. Das gibt Pluspunkte, auch wenn der Eistee ansonsten kein großer Eyecatcher ist. Genauso unauffällig, wie die Sorten es vermuten lassen, verweilt der Bushido Eistee etwas zurückhaltend in den (Kühl-) Regalen des Einzelhandels.

Bewertung: 6 / 10

Bushidos Eistee kommt somit auf eine finale Punktzahl von 6,22 / 10.

Deutschrap-Drinks: Ein Fazit

Wenn wir uns auf das Punktesystem beschränken, dann sieht mein finales Ranking so aus:

Platz 1: Baba HafTea (7/10 Pkt.)
Platz 2: BraTee (6,88/10 Pkt.)
Platz 3: LocoJuice (6,72/10 Pkt.)
Platz 4: DirTea (6,44/10 Pkt.)
Platz 5: Bushidos Eistee (6,22/10 Pkt.)
Platz 6: Sugar Mami (5,77/10 Pkt.)

Im Großen und Ganzen heißt das aber nicht, dass ein Drink bedeutend besser oder schlechter als ein anderer ist. Sugar Mami hat hier durch die vorher festgelegten Kategorien am schlechtesten abgeschnitten, wenn es aber nur um den Geschmack geht, landet der Drink bei mir deutlich weiter vorne. Und so hat auch jedes andere Getränk seine Eigenheiten, die einen Kauf rechtfertigen würden.

Der DirTea etwa hat eine riesige Auswahl zu bieten, durch die man sich erst mal durchschlürfen muss, bis man seinen Favoriten gefunden hat. Wer beim Kauf auf eine umweltbewusste Verpackung und einigermaßen vertretbare Nährwerte achtet, könnte sich je nach Vorliebe an Bushidos Eistee oder den Loco Juice wagen. Der BraTee glänzt in allen Kategorien mit wahren Allrounder-Qualitäten.

Nur eine Sache steht fest: Der Baba HafTea hat die Krone in meinen Augen verdient gewonnen. Am Ende geht es halt eben doch um den Geschmack. Ich schwöre, das ist immer noch kein Placement.

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